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Der nun gefundene Canyon liegt ganz in der Nähe des Pine Island Gletschers, bei dem die NASA im Vorjahr einen riesigen Riss entdeckt hat. Die Forscher glauben aber nicht, dass der Graben Einfluss auf die Vorgänge beim Pine Island Gletscher hat.
Paris - Britische Wissenschafter haben unter dem Eis der Antarktis einen riesigen Graben entdeckt. Das Tal habe mit einer Tiefe von 1,5 Kilometern und einer Breite von zehn Kilometern in etwa die Ausmaße des amerikanischen Grand Canyons, sagte der Gletscher-Experte Robert Bingham. Den Forschern zufolge trägt der per Radar entdeckte Canyon wesentlich zum Schmelzen der Eisdecke in der westlichen Antarktis bei.
Die Ausmaße des Canyons habe die Forscher "überrascht", sagte Bingham weiter. Das unter dem Ferrigno-Gletscher gelegene Tal habe bereits existiert lange bevor sich das Eis bildete. Es sei davon auszugehen, dass der Graben Teil eines weitreichenderen Canyon-Systems in der westlichen Antarktis sei. Der Canyon sei nur mit Hilfe eines Radars zu entdecken gewesen. Die Region war zuletzt vor mehr als 50 Jahren im Jahr 1961 von Wissenschaftern aufgesucht worden.
Graben macht anfälliger für die Schmelze
Die Wissenschaft geht davon aus, dass die schmelzende Eisdecke der westlichen Antarktis für etwa zehn Prozent des steigenden Meeresspiegels verantwortlich ist. Die Eisdecke schmilzt schneller als alle anderen Teile der Antarktis. Die Beschaffenheit des jetzt entdeckten Grabens trage dazu bei, dass die Region anfälliger für die Schmelze sei. Durch eine Senke im Canyon kann demnach warmes Meerwasser ins Landesinnere fließen und das Eis angreifen. Diese Entdeckung zeigt den Forschern zufolge, dass die Eisschmelze nicht nur auf moderne Klimafaktoren, sondern auch auf geologische Phänomene zurückzuführen ist. (APA/red, derstandard.at, 26.7.2012)