Das GNOME 2Outreach Program for Women" findet mittlerweile bereits in seiner vierten Runde statt.

Grafik: GNOME

Wer schon einmal eine Tech-Konferenz besucht hat, wird höchstwahrscheinlich bemerkt haben, dass es sich dabei üblicherweise um reichlich männlich dominierte Veranstaltungen handelt - und dies nicht nur in Hinblick auf die Zahlen an Teilnehmern und Teilnehmerinnen, sondern auch was die Atmosphäre betrifft.

Analyse

Eine Beobachtung, die nicht nur für die IT-Welt im Allgemeinen sondern auch für die Open-Source-Community im Besonderen gilt, wie die im Jahr 2006 erstmals veröffentlichte FLOSSPOOLS-Studie aufzeigte, die die Realitäten nicht nur zu quantifizieren suchte, sondern auch auf die zahlreichen ausschließenden Faktoren einging und Ratschläge für konkrete Maßnahmen lieferte. Was folgte, waren so manche Vorträge zu diesem Thema, und schlussendlich - allen Widerständen zum Trotz - ein steigendes Bewusstsein dafür, dass man ein tatsächliches Problem hat, sowie das Bemühen mancher dies aktiv zu ändern.

Outreach Program

Mit diesem Ziel hat auch das Linux-Desktop-Projekt GNOME Ende 2010 erstmals ein explizites "Outreach Program for Women" veranstaltet. Als Pendant zum - ebenfalls stark männlich geprägten - Google Summer of Code bekommen dabei ausgewählte Studentinnen, die an konkreten Verbesserungen rund um GNOME arbeiten - von Code-Beiträgen über Grafikdesign bis zu Marketing und Dokumentation - 5.000 US-Dollar. Finanziert wird die Initiative neben der GNOME Foundation auch durch Google, Mozilla, Red Hat, Collabora und die Free Software Foundation.

Realitäten

Mittlerweile ist das "Outreach Program" bereits in seiner vierten Runden, und nirgendwo könnten sich dessen Auswirkungen deutlicher zeigen, als auf der derzeit im spanischen A Coruña abgehaltenen EntwicklerInnenkonferenz GUADEC: Lag der Frauenanteil im Jahr 2009 (als von 167 GNOME-TeilnehmerInnen am damaligen Desktop-Summit nur fünf Frauen waren) noch bei rund 3 Prozent, ist dieser mittlerweile auf 17 Prozent gestiegen - in absoluten Zahlen entspricht dies 41 von 247 offiziell registrierten TeilnehmerInnen.

Nachhaltig

Die für das Programm verantwortliche GNOME-Entwicklerin Marina Zhurakhinskaya verweist darauf, dass es sich dabei nicht einfach um kurzfristige Effekte handle: Von 33 Frauen, die im Rahmen des Outreach-Programm Code beigetragen haben, seien 15 auch danach weiterhin im GNOME-Projekt aktiv geblieben - ein im Vergleich zum Google Summer of Code durchaus sehr guter Wert. Doch auch beim Google Summer of Code - an dem sich GNOME ebenfalls beteiligt - werde die Situation langsam besser, die Frauenquote sei zwischen 2011 und 2012 von 7,1 auf 8,3 Prozent angewachsen.

Policy

Neben dem Outreach-Programm, ist dieses Jahr aber noch eine andere Auswirkung der Disussionen zu diesem Themenkreis unübersehbar: Die GUADEC hat sich zum ersten Mal eine Anti-Harassment-Policy zugelegt, mit der sich alle TeilnehmerInnen verpflichten müssen, jegliches belästigendes Verhalten zu unterlassen. Zudem werden klare AnsprechpartnerInnen geboten, an dies sich Betroffen von Übergriffen wenden können. Entsprechende Regeln hatten sich in letzter Zeit bereits einige andere Konferenzen zugelegt. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 29.07.12)