Moskau - Begleitet von einem Großaufgebot der Polizei hat in Moskau der Prozess gegen drei Musikerinnen wegen eines spektakulären Protestgebets gegen Präsident Wladimir Putin begonnen. Unterstützer riefen vor dem Gericht am Montag "Freiheit für Pussy Riot".

Seit fast fünf Monaten sitzen die Frauen der Postpunk-Band Pussy Riot in Untersuchungshaft. Ihr Vergehen: Sie hatten singend in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau für ein Ende der politischen Karriere Putins gebetet.

Seit Montag müssen sie sich deshalb vor Gericht verantworten. Menschenrechtsaktivisten sprachen bereits im Vorfeld von einem "Schauprozess". Nadeschda Tolokonnikowa (22), Maria Aljochina (24) und Jekaterina Samuzewitsch (29) drohen bis zu sieben Jahre Haft in einem Straflager.

In der Anklage geht es um den Vorwurf des "Hooliganismus aus Gründen religiösen Hasses". Die Anwälte der Angeklagten sehen hingegen nur eine Ordnungswidrigkeit. "Die Mädchen hatten keine Waffen und haben nichts zerstört", sagte Verteidiger Nikolaj Polosow. Der Kirchenfunktionär und Diakon Andrej Kurajew pflichtete ihm bei: "Der Vorsteher der Christ-Erlöser-Kathedrale sagte nach der Aktion, dass die Kirche nicht entweiht worden sei." Ein Schaden für die Kirche würde vielmehr durch eine lange Haftstrafe für die drei Frauen entstehen, unter ihnen zwei Mütter.

Die rund zehn Musikerinnen des losen feministischen Kollektivs berufen sich in ihrer Verteidigung auf das Recht der freien Meinungsäußerung. (DER STANDARD, 30.7.2012)