Syrien ist das Medienthema Nummer eins im Iran, mit zwei starken Botschaften: Iran steht hundertprozentig hinter Bashar al-Assad, dessen Regime nicht nur nicht fallen, sondern stärker aus allen Anfechtungen hervorgehen wird. In diesem Ton ging auch der Besuch des syrischen Außenministers Walid Muallem am Sonntag in Teheran vonstatten - wobei Irans Außenminister Ali Akbars Salehi dem Standard jedoch auch versichert, eine Vermittlerrolle zu suchen und Kontakte mit der Opposition zu unterhalten.

Natürlich nur zu jenem Teil der Opposition innerhalb Syriens, der, wie Salehi sagt, "legitime Forderungen hat, die die Regierung erfüllen muss". Der Außenminister betont, dass Teheran Damaskus dies immer so gesagt habe, und das sei dieselbe Position wie im Fall Bahrains.

Assad sei die Reformen auch tatsächlich angegangen - Salehi erwähnt die von der internationalen Gemeinschaft als Augenauswischerei kritisierte Verfassungsänderung und die Wahlen -, habe aber nicht genug Zeit bekommen. Das Resultat: "Sehen Sie sich die westlichen Geheimdienstberichte an über die Infiltration all dieser Gruppen, vor denen sich der Westen fürchtet."

Worum geht es in Syrien, nach Ansicht Irans? Salehi: "Syrien spielt eine zentrale Rolle im Widerstand in der Region. Mit einem Regimewechsel soll der Widerstand zum Kollabieren gebracht werden, damit der Weg für alle ihre Pläne frei ist." Damit ist der Iran ebenfalls Partei: "Ja, wir sagen offen, dass wir den Widerstand in der Region intakt halten wollen."

Auf die Frage, ob in Syrien ein saudisch-iranischer Stellvertreterkrieg läuft, kommt keine Antwort, auf die nach der religiösen Dimension wird mit dem Finger nach außen gezeigt: Durch die Anfachung eines sunnitisch-schiitischen Konflikts sollte der Terrorismus gewisser Gruppen von westlichen Zielen abgelenkt werden. Das habe er schon vor Jahren gehört, sagt Salehi.

Dennoch, im Gespräch mit dem Standard werden auch pragmatischere Ansätze herausgearbeitet. Dass der Annan-Plan unterstützt wird, war immer schon offizielle Linie. Aber Salehi erwähnt auch, dass Damaskus die Beschlüsse der "Syrien-Aktionsgruppe" von Genf akzeptiert hat, das heißt: Dialog, eine Übergangsregierung und 2014 Wahlen unter internationaler Aufsicht.

Obwohl Teheran, wie Russland, Assad von einem solchen Szenario nicht ausschließt, meinen ja doch die meisten, dass damit die Post-Assad-Ära eingeläutet würde. Wie steht Teheran dazu: "Lassen wir den Dingen ihren natürlichen Lauf", so Salehi. (Gudrun Harrer aus Teheran /DER STANDARD, 30.7.2012)