Bild nicht mehr verfügbar.

Im Zuge der Kämpfe um die Kontrolle von Aleppo werden auch Gefangene gemacht. Dieser Mann (Mitte) soll Informant für das Assad-Regime gewesen sein, erklärten die Rebellen. 

Foto: dapd/Prieto

Vergangene Woche hatte das syrische Regime mit der "Mutter aller Schlachten" gedroht, um die Rebellen in Aleppo zu schlagen. Die oppositionellen Kämpfer leisten starken Widerstand.

 

Aleppo/Damaskus - Aleppo im Norden des Landes entwickelt sich immer mehr zum Schauplatz der bewaffneten Konfrontation zwischen der syrischen Armee und den Rebellen. Mit dem massiven Einsatz von Kampfhubschraubern und Artillerie versuchen die Truppen von Präsident Bashar al-Assad, eine Entscheidung zu erzwingen.

Oppositionelle berichteten von Angriffen mit Hubschraubern, Kampfjets und Panzern auf den von Assad-Gegnern gehaltenen südwestlichen Bezirk Salaheddin. Auch im Westen und im Zentrum der 2,5 Millionen Einwohner zählenden Stadt wurde Berichten zufolge gekämpft. In den vergangenen Tagen hatte die Armee ein massives Aufgebot vor den Toren Aleppos zusammengezogen, das Regime hatte mit der "Mutter aller Schlachten" gedroht.

Schwere Kämpfe entflammten in der Folge auch am nördlichen Rand des Stadtkerns von Aleppo, berichtete die Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London. Regimetruppen griffen die Stellungen der Rebellen in den Stadtteilen Bab al-Hadid, Al-Sahara and Al-Arkub an. Die Aufständischen zerstörten nach eigenen Angaben mehrere Panzer und stellten Bilder davon ins Internet.

Eine finale, kampfentscheidende Konfrontation bleibt vorerst allerdings aus. Die regimetreue Nachrichtenagentur Sana berichtete zwar von der Tötung mehrerer Rebellenkämpfer - Fortschritte meldete aber auch die Regierung nicht: Die Jagd nach "Terroristen" in den umkämpften Stadtvierteln werde fortgesetzt.

Wichtige Machtprobe

Der Kampf um das wirtschaftliche Zentrum des Landes gilt als bisher wichtigste Machtprobe für die Regierung, die große militärische Ressourcen in die Kämpfe um die beiden Metropolen - Aleppo im Norden und die Hauptstadt Damaskus - gesteckt hat. Eine Niederlage des Regimes würde eine "entscheidende Phase für Syriens Schicksal" einläuten, sagte der Chef der Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdulrahman. Militärexperten gehen davon aus, dass Assads Kräfte mit ihrer größeren Schlagkraft die Kontrolle über Aleppo erobern können - allerdings zu dem Preis, weite ländliche Gebiete den Rebellen überlassen zu müssen.

Unterdessen drängte der oppositionelle Nationalrat (SNC) seine Unterstützer zum Handeln und warnte vor einem möglichen Massaker durch Regimekräfte in Aleppo. Eine Intervention müsse auch ohne den UN-Sicherheitsrat geschehen können, in dem Russland und China bisher stets ein Veto einlegten. SNC-Chef Abdelbasset Sida: "Unsere Freunde und Alliierten werden die Verantwortung für das tragen, was in Aleppo passiert, sollten sie nicht zügig agieren."

Der internationale Sondervermittler Kofi Annan rief einmal mehr zur Mäßigung auf. Die Lage unterstreiche die Notwendigkeit für ein geschlossenes Handeln der Weltmächte. Die internationale Gemeinschaft müsse alle überzeugen, dass nur eine politische Lösung Frieden bringen könne.

Papst Benedikt XVI. erklärte, die Weltmächte sollten nichts unversucht lassen, um den Konflikt zu beenden. Über Dialog und Versöhnung müsse eine angemessene politische Lösung des Konflikts gefunden werden, forderte der Papst. (red/DER STANDARD, 30.7.2012)