Das US-Magazin "Family Circle" bittet seit 1992 die Ehefrauen der Präsidentschaftskandidaten um ihr bestes Cookie-Rezept.

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Was dem Österreicher sein Apfelstrudel, sind dem Amerikaner seine Cookies. Seit 1992 müssen die Gattinnen der US-Präsidentschaftskandidaten deshalb im Vorfeld einer Wahl beweisen, ob sie den Cookie-Geschmack der Bevölkerung treffen können. Auch heuer bat das US-Magazin "Family Circle" Michelle Obama und Ann Romney um ihr bestes Keks-Rezept, das den Lesern zur Abstimmung vorgelegt wird.

Michelle Obama setzt dieses Jahr alle Karten auf White and Dark Chocolate Chip Cookies. Ein Rezept von Sasha und Melias Patentante, das im Weißen Haus des Öfteren als Nachtisch gereicht wird. Ann Romney schickt ihre M&M's Cookies ins Rennen, denen "ihre Enkel nicht widerstehen" können.

Bittere Niederlage für Obama

Das Rennen um die besten Cookies ist in amerikanischen Haushalten zu einem wichtigen Nebenschauplatz im Wahlkampf geworden. Auch Barack Obama sieht sich bei seinen Auftritten mit Fragen über seine Lieblings-Cookies konfrontiert (siehe Video). Wer Sympathie und Stimmen beim nun schon traditionellen Cookie-Contest auf seiner Seite hat, kann sich auch hohe Chancen auf einen Wahlsieg ausrechnen.

Denn bis 2008 haben die Gewinnerinnen des kulinarischen Wettbewerbs immer in das Weiße Haus einziehen dürfen. Dieses ungeschriebene Gesetz gebrochen hat bisher nur die derzeitige First Lady Michelle Obama. Sie konnte trotz Cindy McCains gestohlenen Rezepts für Oatmeal-Butterscotch Cookies mit ihren Shortbread Cookies nicht punkten. Umso wichtiger, dass Michelle Obama zumindest dieses Mal einen Sieg einfährt. Bis 15. August kann auf Facebook noch abgestimmt werden.

Cookie-Contest als Politikum

Der Cookie-Contest wäre nicht der Cookie-Contest, würden damit nicht auch Debatten über die Rolle der First Lady einhergehen. Eher widerwillig beteiligte sich Politikerin Hillary Clinton einst am ersten Wettbewerb im Jahr 1992, dessen Stellenwert für sich selbst sie so kommentierte: "Ich hätte als Frau daheim bleiben können, Tee trinken und Cookies backen können, aber ich habe mich dazu entschieden, die Erfüllung im Beruf zu suchen." Damit handelte sie sich den Ärger vieler amerikanischer Hausfrauen ein.

Vorsichtiger legte Michelle Obama ihre Rolle als First Lady an. Als selbsttitulierte "Mom in Chief" kümmert sie sich lieber um den Garten des Weißen Hauses und die Ernährung ihrer Töchter als um die Tagespolitik ihres Mannes. Ein Image, das der in Harvard ausgebildeten Juristin mittlerweile auch vielerorts Kritik einbringt, würde es doch zeigen, dass die First Lady sich nach wie vor nur über softe Themen inszenieren könne.

Haferflocken gewinnen

Mit ihrer Kampagne "Lets move!" avancierte Michelle Obama binnen kürzester Zeit zur Fitnesstrainerin der Nation, um der Fettleibigkeit von Kindern etwas entgegenzusetzen. Umso erstaunlicher, dass Obama bei ihrem Cookie-Rezept im Gegensatz zu Ann Romney so gar nicht mit Zucker und Fett spart. Eine Überraschung, die ihr die Redaktion des "Time"-Magazins positiv anrechnet. Außerdem punkten Obamas Cookies neben ihrem Geschmack auch damit, dass die Herstellung - zumindest in Washington D.C. - preiswerter ist als die der Cookies von Ann Romney.

Das Online-Magazin "Slate" hingegen sieht Michelle Obama 2012 ein weiteres Mal verlieren. Scheitern wird sie, so die Prognose, weil die wichtigste Zutat in ihrem Rezept fehlt: Haferflocken. Bei den vergangenen Wettbewerben habe sich gezeigt, dass Rezepte mit Haferflocken in der Gunst der Amerikaner ganz oben liegen. Diesen Tipp zu Herzen genommen hat sich Ann Romney: "Four 1/2 cups old-fashioned rolled oats", damit will sie das Rennen für sich entscheiden. (Teresa Eder, derStandard.at, 31.7.2012)