Lübeck - Nach dem Fund von DNA-Spuren an Kleidungsstücken des vor 25 Jahren unter mysteriösen Umständen in Genf ums Leben gekommenen früheren deutschen CDU-Politikers Uwe Barschel sieht die Staatsanwaltschaft keine Ansatz für neue Ermittlungen. Die vor Jahren abgeschlossenen Untersuchungen würden nicht wieder aufgenommen, sagte der Sprecher der zuständigen Anklagebehörde in Lübeck, Ralf Peter Anders, am Montag. Es gebe keine erfolgversprechenden Ansätze für eventuelle weitere Ermittlungen. Das DNA-Gutachten zu den Spuren sei aus seiner Sicht mit Blick auf neue etwaige Ansätze "nicht sensationell".

Der Sprecher bestätigte zugleich Berichte von "Welt am Sonntag" und "Welt", wonach Experten des schleswig-holsteinischen Landeskriminalamts an Kleidungsstücken Barschels DNA-Spuren von mindestens einem weiteren Menschen fanden. Sie fanden sich an einer Strickjacke, Socken, einer Krawatte sowie an einem Handtuch aus dem Genfer Hotelzimmer, in dem der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident im Oktober 1987 tot aufgefunden worden war.

Die Asservate des Falls werden bis heute aufbewahrt. Dem Bericht zufolge sind die DNA-Spuren nicht mehr detailliert genug, um das Geschlecht der unbekannten Person festzustellen. Auch ein Abgleich in der BKA-Datenbank für genetische Fingerabdrücke sei nicht möglich. Sie seien aber sehr wohl gut genug, um sie mit möglichen Verdächtigen zu vergleichen, hieß es in deutschen Medien.

Barschel war wegen eines politischen Skandals zurückgetreten und am 11. Oktober 1987 im Hotelzimmer tot in der Badewanne gefunden worden. Die Schweizer Polizei übersandte sichergestellte Spuren später an die Lübecker Staatsanwaltschaft, die die Ermittlungen zum Tod des CDU-Politikers 1998 abschließend einstellte. Nach dem offiziellen Ermittlungsergebnis starb er durch Selbstmord. Das Ergebnis blieb aber umstritten, immer wieder wurde über Mord spekuliert.

Die Ermittlungen im Fall Barschel standen über die Jahre immer wieder im Zeichen von Pleiten, Pech und Pannen. Noch im vergangenen Jahr hatte Barschels Witwe Freya Strafanzeige wegen des Verdachts der Strafvereitelung im Amt gestellt, weil bei der Staatsanwaltschaft Lübeck ein fremdes Haar aus Barschels Genfer Hotelbett verschwunden war. (APA, 31.7.2012)