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Mohammed al Sahhaf bei seinem Interview im Abu Dhabi TV

Foto: Reuters/Salem

Dubai – Der durch seine teils skurrilen Aussagen zu Beginn des Irak-Krieges bekannt gewordene Informationsminister Mohammed Said el Sahhaf ist wieder im Fernsehen aufgetreten. Der in Dubai ansässige arabische Fernsehsender El Arabiya strahlte am Donnerstag Teile eines für morgen geplanten Interviews mit Sahhaf im Voraus aus. Der Ex-Minister, der vor dem Sturz der Regierung stets in Uniform und mit Barrett vor die Kameras getreten war, trug dabei ein graues Hemd und hatte sichtlich weißes Haar. Sahhaf erklärte laut Agenturmeldungen, nach Verhören von den amerikanischen Besatzungstruppen "unverzüglich" wieder freigelassen worden zu sein.

Interview wird am Freitag gesendet

"Über einige Freunde habe ich mich den Amerikanern gestellt", sagte Sahhaf demnach. "Ich wurde zu einer Reihe Tätigkeiten in meinem Aufgabenbereich befragt und danach freigelassen." Sahhaf steht nicht auf der US-Liste der 55 meistgesuchten Iraker. Das Interview sei am Donnerstag in Sahhafs "Versteck" im Großraum der irakischen Hauptstadt aufgezeichnet worden, berichtete der Sender. Es soll am Freitag um 21.00 Uhr (MESZ) in voller Länge – 30 Minuten – gesendet werden. Dabei werde Sahhaf einige "wichtige Informationen über den letzten Krieg und den Sturz des irakischen Regimes geben", teilte El Arabiya mit.

Tagesgespräch in Bagdad

Das überraschende Auftauchen des früheren irakischen Informationsministers Mohammed Said el Sahhaf hat am Freitag die Gespräche in den Basaren und Kaffehäusern Bagdads bestimmt. "Er sieht abgemagert aus, müder, und seine Haare sind jetzt ganz grau", gab Kaffeehausbesitzer Wissam el Ani seien ersten Eindruck von Sahhafs Fernsehauftritt wieder.

"Er ist alt geworden in den zwei Monaten. Er sieht aus, als ob er sein älterer Bruder wäre." Stammgast Ahmad Jassem freute sich, dass der früher so wortgewandte Sahhaf nun in der Realität angekommen ist: "Es ist, als ob man die schreckliche Maske des Saddam-Regimes heruntergerissen hätte." Bei den Irakern hatte sich Sahhaf den Spitznamen "Lügenmaschine" eingehandelt, weil er das Vorrücken der US-Truppen im Irak-Krieg bis zuletzt beharrlich geleugnet hatte.

Keine Angaben über Aufenthaltsort Saddams

Am Donnerstag hatten die arabischen Fernsehsender Al Arabiya und Abu Dhabi TV Auschnitte aus Sahhaf-Interviews ausgestrahlt. Der Minister war seit dem Fall Bagdads am 9. April abgetaucht. Sahhaf sagte Al Arabiya, er habe sich den US-Truppen gestellt, sei aber nach einem Verhör wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Nach Angaben des Senders wurde das Interview in einem Vorort von Bagdad aufgezeichnet. Auf die Frage von Abu Dhabi TV nach dem Verbleib Saddam Husseins entgegnete Sahhaf: "Ich weiß es nicht." Er bestritt, in seinen zumeist durch die Realität widerlegten Pressestatements die Öffentlichkeit bewusst belogen zu haben. Der Informationsfluss sei im Verlauf der Kämpfe allmählich "geschrumpft", und zudem sei er von der irakischen Führung falsch interpretiert worden.

Sein unbeirrter Einsatz an der Propagandafront hatte dem wackeren Uniformträger Sahhaf im Ausland zu gewisser Anerkennung verholfen. US-Präsident George W. Bush hatte sich im April als Fan zu erkennen gegeben: "Er war großartig", sagte Bush dem Sender NBC. Der arabischsprachige Sender Al Arabiya hatte Sahhaf einen Job angeboten. (APA/AP)