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Nach zwei Jahren Bauzeit konnte die letzte Verbindungsschiene beim Endbahnhof Luozhong im Städtchen Lop Nor gelegt werden.

Foto: REUTERS/ROONEY CHEN

Die Eisenbahnstrecke führt mitten die Salzwüste Lop Nor, das "Meer des Todes".

Grafik: Der Standard

Es ist die unheimlichste Eisenbahn der Welt. Sie ist nur 373,8 Kilometer lang - aber der Bau jedes Kilometers kostete China umgerechnet eine Millionen Euro. Denn sie führt mitten hinein in Chinas "Meer des Todes", in eine Salzwüste, wo 200 Tage im Jahr heftige Stürme toben.

Pekings Ingenieure ließen nun nach zwei Jahren Bauzeit und nach extremen Anstrengungen die letzte Verbindungsschiene beim Endbahnhof Luozhong im Städtchen Lop Nor legen. Damit gibt es erstmals eine Bahnverbindung mitten hinein in die Salzsee-Wüste Lop Nor im Tarimbecken.

Kein Platz für Touristen oder Passagiere

1980 verschwand Chinas bekannter Geologe Peng Jiamu spurlos bei einer Expedition in die Wüste, um den erst 1972 nach Jahrzehnten von Umweltzerstörung und Wüstenbildung völlig ausgetrockneten Salzsee zu finden. So abgelegen war das Gebiet, dass China in der Tiefe der eingetrockneten Salzwüste 1964 seine erste Atombombe testen ließ.

Peking plant Ende Oktober die feierliche Eröffnung der "Ha-Luo Tielu", der Ha-Luo-Bahn. Es macht sich die Bahn selbst zum "Geschenk" seines 18. Parteitags der KP zur Wahl der neuen Führung Chinas. Trotz neun Stationen, an denen die Bahn hält, hat sie keinen Platz für Touristen oder Passagiere.

Der Fracht- und Güterzug führt von der Großstadt Hami durch die Wüste bis zur Endstation Luozhong im Städtchen Lop Nor. Dort leben nur 4200 Menschen. Die Bahntrasse führt über Salz und Gestein wie über eine "Kruste". Die Arbeiter mussten die Gleise unter extremen Temperaturen verlegen. Im Winter fielen sie bis auf minus vier Grad, im Sommer erhitzten sich die Schienen auf 70 Grad, schrieb die Arbeiterzeitung. Alle Lebensmittel und vor allem Wasser mussten ständig angefahren werden.

380 Millionen Euro Kosten

Der Bahnbau ist eine technische Pioniertat chinesischer Ingenieure und hat die drei Projektpartner, das Eisenbahnministerium, Xinjiangs Lokalregierung und die SDIC-Investmentgruppe, rund 380 Millionen Euro gekostet. Peking glaubt dennoch ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Mit dem Frachtzug kann es die Kalisalze abtransportieren, die Chinas Landwirtschaft als Düngemittel braucht. Nur in Lop Nor sind Lagerstätten für 500 Millionen Tonnen nachgewiesen.

China verbraucht zehn Millionen Tonnen des Düngemittels im Jahr, von denen es 70 Prozent einführen muss, schrieb die Nachrichtenagentur Xinhua. Lop Nors Kalisalze wurden bisher über teure Straßentransporte erschlossen. Mit der Bahn halbieren sich die Kosten. Sie könne bis zu 30 Millionen Tonnen Kalisalze pro Jahr befördern, schrieb China Daily. Das sei noch nicht alles. Im "Meer des Todes" finden sich auch reiche Lager für Kohle, Metalle, Kupfer und Gold. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 1.8.2012)