Schlecker bekommt eine zweite Chance. Das Konzept, mit dem der in der Branche bisher fast unbekannte Sanierer Rudolf Haberleitner zur Rettung der Drogeriekette antritt, kann freilich nicht der entscheidende Auslöser für den Zuschlag gewesen sein. Was der Investor hierzulande 3000 Mitarbeiterinnen verspricht, hat mit der Realität der österreichischen Handelslandschaft nichts zu tun.

Verlockend ist der Gedanke, großen Lebensmittelketten einen neuen Nahversorger vor die Nase zu setzen und die enorme Marktkonzentration aufzulockern. Dass Schlecker gelingt, woran Adeg, Zielpunkt und andere kleine Kaufleute scheiterten, ist aber zu bezweifeln. Die Zeit der Bauchläden ist auch in den entlegensten Dörfern vorbei. Und um das Image des schmuddeligen Ausbeuters abzuschütteln, braucht es mehr als einen neuen Namen. Rewe und Spar haben die Schwäche des Konzerns längst genutzt und ihr Drogeriesortiment quer durchs Land ausgebaut.

Hut ab, wenn es sich Newcomer der Handelsbranche zutrauen, das Ruder herumzureißen. Die Glücksrittermanier, mit der sich der Sanierungsfonds TAP 09 dieses Projekts annimmt, stimmt aber nicht gerade zuversichtlich.

Die Geldgeber liegen im Dunklen. Ob das für den Neustart und die versprochene Expansion nötige Kapital aufgestellt werden kann, ist ebenso fraglich wie die Bereitschaft der Industrie mitzuziehen. Schlecker hat in der Vergangenheit schon zu viel verbrannte Erde hinterlassen. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 1.8.2012)