Jerusalem - Innerhalb von zwei Wochen ist zum zweiten Mal ein Israeli verstorben, der sich aus Protest gegen die sozialen Verhältnisse selbst angezündet hat. Wie das behandelnde Krankenhaus in Tel Aviv am Mittwoch mitteilte, erlag der 45-jährige Akiva Mafi seinen schweren Verletzungen. Mafi hatte sich am 22. Juli in Brand gesetzt - wenige Stunden vor der Beisetzung von Moshe Silmann, dem ersten Israeli, der mit einer spektakulären Selbsttötung ein Zeichen gegen steigende Lebenskosten und andere Ungerechtigkeiten setzen wollte.

Mafis behandelnder Arzt sagte, die Verbrennungen "waren zu ernsthaft und sein Tod vorhersehbar." Gut 80 Prozent von Mafis Körperfläche sollen bei dem Protestakt verbrannt worden seien. Mafi saß seit einem Unfall während seines Militärdienstes im Rollstuhl. Die Eltern des Mannes berichteten Medien, dass ihr Sohn verzweifelt gewesen sei über seine finanzielle Lage. Er habe sich vom Verteidigungsministerium und den Sozialdiensten im Stich gelassen gefühlt. Mafai hatte nach Angaben seines Bruders große Schulden und schon mehrmals mit Selbsttötung gedroht.

Mafis Selbstmordversuch ereignete sich kurz bevor das israelische Parlament umfangreiche Sparmaßnahmen und eine Erhöhung der Mehrwertsteuer beschloss. Diese Maßnahmen werden vor allem Menschen mit geringem Einkommen treffen.

Die hohen Lebenskosten und die Jugendarbeitslosigkeit in Israel haben schon im vergangenen Sommer zu einem bis dahin beispiellosen Protest geführt. Auch in diesem Sommer hat die Bewegung wieder Fahrt aufgenommen. Allerdings erreichte der Protest in diesem Jahr mit der Selbstverbrennung von Moshe Silmann schon früh einen traurigen Höhepunkt. Silmann hatte der Regierung um Benjamin Netanyahu vorgeworfen, sie "nimmt von den Armen und gibt den Reichen". Seitdem hat es neben Mafi fünf weitere Fälle von Selbstanzündungen gegeben, die aber nicht tödlich waren. (APA, 1.8.2012)