Im Jahr 1964 gründet Hiroaki "Rocky" Aoki in New York ein Teppanyaki-Grill-Restaurant, das er nach der Blüte der Färberdistel "Benihana" nennt. Der Ringer der japanischen Olympiamannschaft institutionalisiert das auf Showeffekte inszenierte Grillen am Tisch durch speziell trainierte Köche und kann bald Berühmtheiten wie Muhammad Ali oder die Beatles begrüßen. Heute hat Benihana über 100 Outlets in aller Welt, seit kurzem auch in Bratislava. Als Don Draper in Mad Men erstmals Kunden aus Japan bekommt, führt ihn die Hintergrundrecherche ins damals noch einzige Benihana. Sein knappes Fazit: "very expensive".
Knapp 50 Jahre später sieht es anders aus. Zwar ist auch die jüngste Benihana-Filiale in einer exklusiven, von Botschaften gespickten Villengegend Bratislavas untergebracht, konkret im Souterrain eines überaus luxuriös renovierten Appartementkomplexes aus den 1920er-Jahren. Davon merkt man im Benihana aber nichts mehr – das streng nach Konzernrichtlinien ausgestattete Lokal könnte genau so auch in Bangkok, Bogotà oder Wanne-Eickel stehen – bis hin zur Begrüßung durch den Koch: "Hi, my name is Jason, I will have the pleasure of cooking for you tonight. Do any of you have food allergies?"
Gezündelt was der Sake hergibt
Die Preise aber sind inzwischen so moderat, dass sich der Besuch locker auch mit Kindern ausgeht. Und die haben mit Sicherheit ihren Spaß, wenn der Koch mit roter Mütze und Messer im Gürtel loslegt. Auf der in den Tisch eingelassenen Grillplatte wird nämlich ganz ordentlich mit dem Essen gespielt, mit Salz- und Pfefferstreuern getrommelt, mit allerhand Fleischwendern und dem bereits erwähnten Messer jongliert und, siehe Bild, gezündelt was der Sake hergibt.
Was schlussendlich auf dem Teller landet, ist durchaus zum Genuss geeignet, nicht zuletzt weil auf Produktqualität ebenso geachtet wird wie auf exakte Garzeiten. So gibt es zu Beginn gebratenes Gemüse, darunter auch riesige, hierorts kaum erhältliche, schmelzig süße spanische Zwiebeln. Zur Vorspeise kommen bei den als Menü-Packages angebotenen Teppan-Grillagen sehr ordentliche Salzwassergarnelen auf den Grill, danach hält man sich am besten an Rindfleisch – aus Österreich, allerdings im Haus gereift. Dazu gibt's gar nicht fade "Signature"-Saucen, eine mit Sesampaste und scharfem Senf, die andere mit Ingwer und Zitrus. Die slowakischen Weine wirken nicht eben knapp kalkuliert, das heimische Bier hingegen ist ebenso empfehlenswert wie wohlfeil. Ah ja: Sushi gibt es natürlich auch, und zwar in einer Qualität, die sich auch vor den besseren Anbietern in Wien nicht verstecken muss. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 3.8.2012)