Sarkeesian in ihrem Kickstarter-Projektvideo "Tropes vs. Women in Video Games"

Screenshot: derStandard.at

Die "New York Times" hat am Mittwoch die Debatte über sexuelle Belästigung in Online-Spielen wieder aufgegriffen. Dabei wird von Vorfällen berichtet, bei denen beispielsweise Mädchen bei offiziellen Wettkämpfen von ihren Teammitgliedern vor laufender Webcam dazu aufgefordert werden, ihre T-Shirts auszuziehen und über ihre Körbchengröße zu sprechen. Das dazugehörige Video liegt der "New York Times" vor.

Rechtfertigung von Sexismus

Die 25-jährige Spielerin hat sich auf schmutzige Sprüche eigenen Angaben nach schon eingstellt. Doch die auf Video festgehaltene Belästigung wurde selbst ihr zuviel. Die junge Frau hat dem Team den Rücken gekehrt, nachdem der Coach des Teams sexuelle Belästigung vor laufender Kamera versucht hat zu rechtfertigen.

An der Tagesordnung

Laut New York Times war der Vorfall, der sich bei einem "Cross Assault"-Wettkampf ereignete, einer der ersten in diesem Jahr, aber auch nicht der einzige und letzte. Sexismus in Videos, Blogbeiträgen, Comics oder in sozialen Netzwerken gehören im Gaming-Umfeld zur Tagesordnung. Zwölf bis 50 Prozent aller Online-Gamer sind laut Columbia University weiblich. Von Sexismus sind  zwar nicht ausschließlich, aber hauptsächlich Frauen betroffen. Im anonymen Modus ist Sexismus auch weit häufiger verbreitet als in Clans, wo man die Mitglieder kennt.

Verantwortliche reagieren

In der Chefetage der Gaming-Industrie ist das schon längst angekommen, die Umsetzung für neue Regeln oder Bewusstseins-Kampagnen steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. So haben Broadcaster eines Gaming-Wettkampfs, LevelUp, zwei Kommentatoren gesperrt, die sexuelle Belästigung heruntgergespielt haben. Beide mussten sich formal entschuldigen und ein Statement abgeben. Zu spät für manche, denn LevelUp-Sponsor EVO, einer der größten Wettkampf-Betreiber, hat seine Partnerschaft mit LevelUp beendet.

Angst vor Veränderung

Ein Kickstarter-Projekt namens "Tropes vs. Women in Video Games" von Anita Sarkeesian soll aufzeigen, wie Frauen in Videospielen gezeigt werden. Das Projekt hatte ein Ziel von 6.000 US-Dollar. Mittlerweile haben Unterstützer mehr als 158.000 US-Dollar für das Projekt springen lassen. Gut angekommen ist das anscheinend nicht bei jedem, denn es wurde ein Spiel entwickelt, bei dem man Sarkeesian ins Gesicht schlagen kann. Sarkeesian denkt, dass einige männliche Spieler das Spielen für sich beanspruchen wollen. Sie würden sich vor der Veränderung fürchten.

Blogs

Viele halten ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung und Sexismus in Blogs fest. Wie auch der von der New York Times gepostete Blog "Fat, Ugly or Slutty", der diese Verhaltensweisen dokumentiert. Es werden keine Spielernamen ausgeschwärzt und die Screenshots in ihrem Originalzustand gepostet. Hier werden Geld, virtuelle Güter für Sex angeboten und Frauen als "ablenkend" oder gar "aufmerksamkeitssuchend" bezeichnet.

Konsequenzen

Wer bestraft wird, straft zurück. Stephen Toulouse, einst zuständig bei Xbox Live, hat von gesperrten Gamern sogar Drohungen bekommen und wurde bei der Polizei mit falschen Anschuldigungen gemeldet. Toulouse meinte, dass man sogar Seriennummern von Konsolen gesperrt hat, um den Eintritt des Gamers ins Netzwerk zu verhindern. Dies seien jedoch Einzelfälle und nicht relevant bei der Anzahl an Spielern. Die Leute müssten laut Jamers Portnow, einem Spieledesigner, der auch an Farmville und Call of Duty gearbeitet hat, negative Erlebnisse und dumme Meldungen an Microsoft schicken. Und das zeigt Früchte: In Zukunft möchte man ein besseres Reporting-System einführen und an den Community-Tools arbeiten. (red, derStandard.at, 2.8.2012)