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Im Regen fühlen sich Stechmücken der Gattung Aedes besonders wohl.

Das Wort Chikungunya klingt fremd und exotisch. Die Makonde, ein Bantuvolk, das in Tansania lebt, beschreiben damit einen gekrümmt Gehenden oder einen gebeugten Mann.
Seit 1952 wird mit dem Begriff aber auch ein damals vor Ort entdecktes virales Fieber umschrieben. Neben abrupt auftretendem Fieber leiden die Betroffenen meistens an Abgeschlagenheit, Schüttelfrost, Kopf-, Glieder- und Gelenkschmerzen. In rund der Hälfte der Fälle kommt es auch zu Hautausschlägen, seltener zu Blutungen der Haut. Von Bewegungsfreiheit ist jedenfalls keine Rede mehr, deshalb der durchaus passende Name für diese Tropenkrankheit.

Das Chinkungunya-Fieber kommt heute vor allem in Ländern in Süden und Südosten Asiens, wie Vietnam, Sri Lanka oder Indien, in Afrika südlich der Sahara und auf den Inseln vor der Westafrikanischen Küste wie Mauritius, den Seychellen und auf La Réunion vor. "Das Fieber gibt es vor allem in sehr warmen und feuchten Gefilden, also in Ländern, in denen es zumindest einmal am Tag regnet und sich die Überträger der Krankheit, bestimmte Stechmücken, wohlfühlen", erklärt Günter Weiss, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin. 

Im französischen Departement La Réunion meldeten die Behörden 2006 eine Chikungunya-Epedemie: 266.000 Menschen waren betroffen, ein Drittel der Bevölkerung infizierte sich mit dem Virus und 254 Menschen starben. In Indien wird von 1,25 Millionen Erkrankten bei einer Epidemie ein Jahr später berichtet. Selbst in Europa gab es vor fünf Jahren einen regional begrenzten Ausbruch. In der Region Emilia Romagna in Norditalien erkrankten rund 200 Menschen an der Krankheit, ein Inder hatte sie aus seiner Heimat bei einem Besuch von Verwandten nach Italien mitgebracht, ein 87-Jähriger verstarb. Mit einem Kälteeinbruch verschwand die Stechmücke als Überträger aber wieder und damit auch Chinkungunya.

Schutz nur gegen die Mücke

Die Krankheitsüberträger sind die Stechmücken der Gattung Aedes, zum Beispiel die Aedes aegypti, die Gelbfiebermücke oder die schwarz-weiß-gestreifte Aedes albopictus, die deshalb auch Tigerstechmücke genannt wird. Die Mücke alleine ist aber noch ungefährlich. Das Fieber übertragen nur Mücken, die sich bereits bei Menschen infiziert haben, beim neuerlichen Stechen über ihren Speichel. Direkt von Mensch zu Mensch ist eine Weiterverbreitung des Chikungunya-Fiebers - wie bei der Malaria oder dem Dengue-Fieber auch - nur über den direkten Blutkontakt mit Infizierten also zum Beispiel über Bluttransfusionen möglich. 

Eine Schutzimpfung als Vorbeugung wurde bislang nicht entwickelt. Der Mediziner empfiehlt Fernreisenden deshalb Mückenschutzmittel mehrmals täglich aufzutragen, weil sich die Wirkung bei hoher Luftfeuchtigkeit schneller verflüchtigt. Außerdem lassen sich Mückenstiche natürlich auch mit schützender Kleidung, langen Hosen und langärmligen Hemden, Socken und Schuhe oder Moskitonetzen vermeiden.

Kein Grund zur Panik

Hat eine infizierte Mücke mal zugestochen, hilft nur mehr Warten. Die Inkubationszeit nach der die ersten Symptome auftreten beträgt im Schnitt sieben Tage. "Trotzdem ist das kein Grund in Panik zu verfallen", sagt Weiss: "Bei Menschen mit einem guten Immunsystem muss überhaupt keine Infektion auftreten. Und selbst wenn, ist der Verlauf der Krankheit meist schwächer ausgeprägt."
Chikungunya kommt bei Fernreisenden darüber hinaus weniger häufig vor als andere Tropenkrankheiten: An seinem Arbeitsplatz, dem Klinikum der Medizinischen Universität Innsbruck, werden Mediziner mit zwei bis fünf an Chikungunya-Fieber Erkrankten pro Jahr konfrontiert. Mit Dengue-Fieber werden in Innsbruck dagegen 20 bis 40 Personen behandelt. Und, noch wichtiger: "Das Fieber ist zwar sehr unangenehm, zu Todesfällen kommt es aber äußerst selten und nur bei stark geschwächten und älteren Menschen." Der verstorbene Italiener litt zum Beispiel nicht nur an dem Tropenfieber, sondern auch einer schweren Herzkreislauferkrankung.

Die Krankheit würde zwar in den meisten Fällen von selbst ausheilen, ein Arztbesuch ist trotzdem angebracht: Mit einer Blutuntersuchung müssen gefährlichere Krankheiten wie zum Beispiel Malaria ausgeschlossen werden. Es gibt zwar kein wirksames Medikament gegen Chikungunya an sich, mit fiebersenkenden und schmerzstillenden Medikamenten klingen die Symptome aber schneller ab als ohne. Langzeitfolgen sind bei dieser Tropenkrankheit keine zu erwarten, bis auf eine: Der Körper sollte eine dauerhafte Immunität gegen Chikungunya entwickeln. Ein zweites Mal daran zu erkranken - und wie ein gebeugter Mann gehen zu müssen - ist also demnach unwahrscheinlich. (Martina Madner, 3.8.2012)