Minsk/Wien - 879 Teddybären haben zwei ranghohe Generäle in Weißrussland den Job gekostet. Anfang Juli segelten die Stofftiere aus einem schwedischen Kleinflugzeug auf die weißrussische Hauptstadt Minsk und den Vorort Iwenez nieder. "Wir unterstützen den weißrussischen Kampf für Meinungsfreiheit", war eine der Botschaften auf den Plüschbären.

Organisiert wurde die Aktion von der schwedischen Werbeagentur Studio Total. Deren Mitarbeiter Thomas Mazetti und Hannah Frey flogen das Flugzeug von Litauen aus unerlaubterweise in den weißrussischen Luftraum. Die verantwortlichen Militärs hatten Fotos und Videos der fliegenden Teddybären zunächst als Photoshop-Fälschung abgetan.

Weißrusslands autoritärer Präsident Alexander Lukaschenko zog die Konsequenzen und feuerte den Chef des Grenzschutzkomitees und den Befehlshaber der Luftstreit- und Luftabwehrkräfte. Der Verteidigungsminister und vier weitere ranghohe Beamte wurden verwarnt.

Mit der gemeinnützigen Kampagne "Teddybären für Meinungsfreiheit" will Studio Total das weißrussische Onlinemedium Charter97 unterstützen. Nach der umstrittenen Präsidentenwahl 2010 wurden die Redakteure der oppositionellen Webseite verhaftet. Ebenfalls 2010 wurde ihr Gründer Oleg Bebenin erhängt aufgefunden. Seine Freunde bezweifelten, dass der Journalist Selbstmord begangen hatte.

Konsequenzen hatte die Aktion allerdings nicht nur für Generäle, sondern auch für Anton Surjapin. Der 20-jährige Journalismusstudent veröffentlichte als Erster Fotos der Teddybären, die ihm per E-Mail zugespielt worden sein sollen, im Internet. Seit Mitte Juli sitzt der Fotojournalist im Gefängnis des weißrussischen Geheimdienstes KGB. Ob Anklage erhoben wird, ist unklar. Eigentlich dürfen Verdächtige nur zehn Tage lang in U-Haft gehalten werden.

150.000 Euro Kosten

Indes wird gerätselt, wer hinter der Aktion steckt. Laut Studio- Total-Homepage habe die Werbeagentur die Kampagne selbst finanziert. In einem Interview mit AP gab Mazetti an, die Flugstunden und die dreisitzige Jodel hätten 150.000 Euro gekostet.

Russische Medien vermuten allerdings Russland hinter der Aktion. Russland teilt sich mit Weißrussland eine gemeinsame Luftabwehr. Die Nachlässigkeit Minsks bei der Überwachung des Luftraums würde Putin in eine bessere Verhandlungsposition gegenüber seinem Erzfeind Lukaschenko bringen. (ved, DER STANDARD, 3.8.2012)