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Ein Bild, das nur einen Teil der Wahrheit zeigt: Mexikos Armee präsentiert eine Liste von Personen, die im Antidrogenkrieg festgenommen oder getötet wurden.

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Angeklagt: Ex-Staatssekretär Tomás Angeles Dauahare.

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Mexiko-Stadt/Puebla - Zusammenarbeit mit dem Drogenkartell der Brüder Beltrán-Leyva wirft die mexikanische Staatsanwaltschaft sechs ranghohen Offizieren vor, gegen die am Mittwoch Anklage erhoben wurde. Unter den Angeklagten sind der ehemalige Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Tomás Angeles Dauahare, sowie weitere drei Generäle. Zwei von ihnen waren in den Bundesstaaten Colima und Morelos stationiert - beides Drogenumschlagplätze. Sie befanden sich seit Mai in Untersuchungshaft.

Es ist das erste Verfahren gegen ranghohe Militärs wegen Drogenhandels unter Präsident Felipe Calderón und ein herber Schlag für dessen Strategie, die im Wesentlichen auf dem Einsatz der Streitkräfte beruht. Die Polizei gilt als völlig infiltriert und wird deshalb kaum in Antidrogen-Operationen eingesetzt.

Erfolgloser Krieg

Calderón scheidet demnächst aus dem Amt. Die Erfolglosigkeit seines Antidrogenkriegs gilt als Hauptursache für die Rückkehr der Partei der Institutionellen Revolution (PRI) an die Macht. PRI-Kandidat Enrique Peña Nieto hat die Präsidentschaftswahl am 1. Juli nach bisherigem Stand gewonnen. Der unterlegene Linkskandidat Andrés Manuel López Obrador wirft Peña Nieto allerdings massiven Stimmenkauf vor. Die Vorwürfe werden geprüft.

Die inhaftierten Offiziere gehören dem Heer an und wurden aufgrund der Aussagen eines Kronzeugen und eines festgenommenen Untergebenen inhaftiert. Diese hatten der Staatsanwaltschaft offenbar stichhaltige Beweise übergeben, wonach die Generäle Schmiergelder von Drogenkartellen angenommen haben, um diese nicht zu behelligen.

DEA kooperiert mit mexikanischer Marine

Einer der Geldgeber war Edgar Valdés Villarreal alias "Barbie", der vor zwei Jahren festgenommen wurde und möglicherweise ebenfalls im Gegenzug für Strafmilderung geplaudert hat. Das Verteidigungsministerium erklärte, man dulde keinen Gesetzesbruch, egal wie hoch ein Uniformierter in der Hierarchie stehe.

Angeles war zu Beginn des Drogenkriegs zwischen 2006 und 2008 Staatssekretär im Verteidigungsministerium, wurde dann aber offiziell wegen Rivalitäten mit seinem Vorgesetzten abgelöst. Ricardo Escorcia kommandierte die Einheit in Morelos und soll nach Angaben der US-Antidrogeneinheit DEA einem Drogenflugzeug von Beltrán-Leyva die Landung in Morelos erlaubt und die Entsendung von Soldaten so lange hinausgezögert haben, bis die Ladung abtransportiert war. Die DEA arbeitet nunmehr mit der mexikanischen Marine zusammen, die als verlässlicher gilt.

Ehefrauen protestieren

Die Ehefrauen der Festgenommenen warfen den Behörden vor, Verbrechern mehr Glauben zu schenken als denjenigen, die ihr Leben riskierten, um sie zu bekämpfen. Dauahares Anwälte kritisierten, ihre Entlastungsbeweise seien vom Staatsanwalt nicht einmal angenommen worden.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Generäle mit den Drogenkartellen paktieren. Der berühmteste Fall war wohl der Antidrogen-Zar Jesús Gutiérrez Rebollo, der 1997 festgenommen und wegen Zusammenarbeit mit dem Juarez-Kartell zu 31 Jahren Haft verurteilt wurde. Untergebene haben in vertraulichen Gesprächen immer wieder Misstrauen gegenüber ihren Vorgesetzten deutlich gemacht. (Sandra Weiss, DER STANDARD, 3.8.2012)