Elefanten verfügen über eine Art Geheimsprache, die so tief ist, dass sie von anderen Tieren nicht gehört werden kann.

Foto: Angela S. Stoeger

Wien - Österreich ist ein kleines Land und weit weg von Afrika. Dennoch sind österreichische Wissenschafter bei der Erforschung des größten Landtiers der Welt ziemlich dick da - und das, obwohl sich Konrad Lorenz so sehr vor Afrikanischen Elefanten fürchtete, dass er trotz mehrfacher Einladungen in die Serengeti nie nach Afrika reiste.

Gerald Weissengruber von der Vetmed Wien zum Beispiel ist einer der führenden Elefantenanatomen weltweit. Und Angela Stöger von der Uni Wien gilt als ausgewiesene Expertin für die Kommunikation der grauen Riesen. Genau an der Schnittstelle zwischen Anatomie und Kommunikation gelang nun einem internationalen Forscherteam mit starker Wiener Beteiligung die Klärung einer offenen Frage: wie nämlich die bis zu vier Meter hohen Tiere ihre tiefen Töne bilden.

Eine Art Geheimkommunikation

Diese Form der Kommunikation findet zumindest für Menschen im Infraschallbereich (also unter 20 Hertz) statt. Die extrem tiefen Laute, die vergleichbar sind mit den tiefstmöglichen Tönen von großen Orgeln, ermöglichen es den bis zu vier Meter hohen Tieren, sich über mehrere Kilometer zu verständigen und sind damit eine Art Geheimkommunikation für die sozial lebenden Tiere.

Dass Elefanten über eine solche Geheimsprache verfügen, ist seit langem bekannt. Unklar war bis jetzt aber, wie die Basstöne gebildet werden. Dazu gab es zwei Hypothesen: entweder passiert das so wie bei uns Menschen mittels Schwingung der Stimmbänder. Oder die Elefanten machen es so wie die Katzen beim Schnurren durch das wechselweise Aktivieren und Deaktivieren der internen Kehlkopfmuskulatur für jeden einzelnen Schallimpuls.

Kehlkopf im Stimmlabor

Um die Frage zu lösen, haben die Forscher um Angela Stöger und Stimmforscher Christian Herbst einem natürlich verstorbenen Zooelefanten den Kehlkopf entnommen und damit im Stimmlabor des Departments für Kognitionsbiologie, das von Mitautor Tecumseh Fitch geleitet wird, Experimente angestellt.

Wie beim Menschen

Tatsächlich gelang es den Forschern, die riesigen Stimmlippen in periodische, tieffrequente Schwingungen zu versetzen und Infraschall-Laute zu erzeugen. Mit anderen Worten: Die Tonbildung der Elefanten erfolgt so wie beim Menschen, nur viel tiefer.

Damit konnten die Forscher im Fachblatt "Science" aber auch zeigen, dass jene Prinzipien, die von der menschlichen Stimme bekannt sind, für eine Vielzahl von Säugetieren über eine beeindruckende Größenordnung gelten: von extrem hohen Ultraschall-Lauten der Fledermäuse (110.000 Hertz) bis eben zu den extrem tiefen Infraschall-Lauten der Elefanten. (tasch/DER STANDARD, 3.8.2012)