Santiago de Chile - Fast 40 Jahre nach der Ermordung des exilierten chilenischen Generals und ehemaligen Innen- und Verteidigungsministers Carlos Prats und dessen Frau durch einen Bombenanschlag im Auftrag der Diktatur von General Augusto Pinochet hat ein Zivilgericht den Hinterbliebenen des Ehepaares eine Wiedergutmachung in Höhe von 1,2 Millionen Dollar (knapp eine Million Euro) zugesprochen. Die Entschädigung soll nach der Entscheidung des Gerichts in Santiago de Chile an die drei Töchter und die Enkel des ehemaligen Generalstabschefs der chilenischen Armee gezahlt werden. Der Verteidigungsrat des südamerikanischen Landes kann dagegen noch Berufung einlegen.

Nach den Ermittlungen anderer Justizinstanzen wurde der Anschlag 1974 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires im Auftrag der Pinochet-Junta verübt, die im September 1973 gegen Präsident Salvador Allende geputscht hatte. Dafür wurden 2010 die Verantwortlichen von Pinochets Geheimpolizei DINA zu Haftstrafen zwischen 15 und 17 Jahren verurteilt.

Minister in der Allende-Regierung

Der Anwalt der Familienangehörigen, Luciano Foullioux, sprach von einer "wichtigen Entscheidung" des Gerichts, weil damit die Verjährung ausgeschlossen werde. Prats war in der Regierung des Sozialisten Allende Innen- und Verteidigungsminister. Unter der Pinochet-Diktatur wurden nach Aufstellungen von Menschenrechtsorganisationen 37.000 Menschen ins Gefängnis geworfen und gefoltert, 3000 weitere verschwanden spurlos. Pinochet starb 2006, ohne dass er vorher verurteilt worden wäre. Prats war nach dem Putsch nach Argentinien geflohen.

Das Regime ließ auch Ex-Außenminister Orlando Letelier in Washington ermorden. Dieser war nach dem Putsch interniert und gefoltert worden. Unter internationalem Druck musste Pinochet dem Politiker, der auch Botschafter seines Landes in den USA gewesen war, die Ausreise gestatten. Letelier emigrierte daraufhin in die USA, wo er im September 1976 einem Bombenanschlag zum Opfer fiel. (APA, 3.8.2012)