Im Februar dieses Jahres verkündete eine internationale Wissenschaftergruppe, sie habe das Erbgut des Bilharziose-Erregers Schistosoma haematobium endlich vollständig sequenziert. Der Forschung lägen damit einmalige Chancen offen, man habe nun eine vielversprechende Basis für die Entwicklung neuer Krankheitsbekämpfungsmethoden. Die Euphorie mag allerdings nicht ganz berechtigt sein. Genomanalysen bieten zwar erstklassige Perspektiven für das Entschlüsseln ganzer Stoffwechselketten und sind somit als Grundlage für die Entwicklung neuer medizinischer Wirkstoffe überaus wertvoll, doch in Bezug auf Bilharziose und viele andere Tropenkrankheiten liegt das Problem anderswo. Es gibt bereits ein wirksames Medikament gegen die Würmerplage, Praziquantel, nur steht es leider den meisten Betroffenen nicht zur Verfügung.

Abgesehen davon stecken sich Menschen bei mangelhaften hygienischen Bedingungen immer wieder von neuem an. Fachleute warnen deshalb: Eine erfolgreiche Strategie gegen Schistosoma muss immer mehrere Ansätze gleichzeitig integrieren. Sonst werde man des Problems nicht Herr. Mit welch schlichten Mitteln sich mitunter eine erhebliche Verbesserung erzielen lässt, zeigt der Versuch eines Teams aus US-amerikanischen und ghanaischen Forschern. In einem Großdorf mit rund 2000 Einwohnern am Fluss Tini in Süd-Ghana starteten die Experten 2008 zunächst eine reguläre Entwurmungskampagne. Fast alle Schüler der Gemeinde wurden auf eine mögliche Infektion mit S. haematobium hin untersucht und bekamen anschließend Praziquantel verabreicht. Die Befallsrate war zunächst hoch. 42,5 Prozent der Kinder wurden anfangs positiv auf Schistosomen getestet.

Planschbecken statt Fluss

Die Parasiten lauern im Fluss, der gleichzeitig ein beliebter Spielplatz ist. Um den Würmern ihre Wirte zu entziehen, ersannen die Wissenschafter einen einfachen Plan. Eine attraktive Alternative zum Tini könnte den Nachwuchs vom egelverseuchten Wasser fernhalten, so ihre Überlegung. Gesagt, getan. 2009 baute man aus Beton ein simples Schwimm- und Planschbecken. Die Anlage ist nur 30 Quadratmeter groß. Gespeist wird sie aus Regen sowie dem Wasser eines Brunnens mit Handpumpe. Kurz vor Fertigstellung des Beckens, ein Jahr nach der ersten Untersuchung, wurden die Schüler erneut getestet. Die Reinfektionsrate betrug 13,4 Prozent. Es fand wieder eine Entwurmung statt, direkt danach ging das Mini-Spaßbad in Betrieb. Und der erwünschte Erfolg stellte sich ein. Bei einer dritten Reihenuntersuchung Mitte 2010 konnten die Forscher nur noch bei 3,7 Prozent der Kinder Wurmbefall nachweisen. Der Plan ist offenbar aufgegangen.

Sogar wenn infizierte Kinder ins Beckenwasser urinieren und dadurch Wurmeier eintragen: Die schlüpfenden Larven würden keine Schnecken als Zwischenwirte finden. Der Kreislauf kann sich nicht schließen. Die Experten sind begeistert. "In Kombination mit medikamentöser Behandlung und Aufklärung können solche Maßnahmen ein wesentlicher Schritt zur Eindämmung der Schistosomiase sein." (Kurt de Swaaf, DER STANDARD, 3.8.2012)