Sanaa - Im Jemen sind beim schwersten Selbstmordanschlag seit der Siegeserklärung der Armee über islamische Extremisten im Juni mindestens 45 Menschen getötet worden. Dutzende seien verletzt worden, teilte das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Sanaa am Sonntag mit. Das Attentat in der südlichen Stadt Jaar galt offenbar dem Anführer eines Stammes, der das Militär bei einer Offensive gegen die mit der radikal-islamischen Al-Kaida verbündeten Muslim-Extremisten in der Provinz Abyan unterstützte. Im Juni hatte die Armee erklärt, die Islamisten im Süden besiegt und aus ihren Hochburgen vertrieben zu haben.

Der Stammesanführer Abdul Latif al-Sayed überlebte den Anschlag nach Angaben eines Behördenvertreters und wurde verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Zwei seiner Brüder seien aber bei der Explosion getötet worden. Der Gouverneur der Provinz Abyan, Jamal al-Aqel, sprach von einem "feigen, kriminellen, terroristischen Angriff". Man versuche, die Identität des Attentäters zu klären.

Ein örtlicher Vertreter von Jaar machte die nationalen Behörden teilweise für die Gewalt im Süden verantwortlich und warf ihnen vor, sie täten zu wenig, um die Region zu schützen. "Jaar und andere Städte in Abyan haben überhaupt keine Polizeipräsenz", sagte Nasser Abdallah Mansari. Er rechne daher mit weiteren "spektakulären Angriffen" des Netzwerks.

Im Süden des Jemen bauten die Islamisten im vergangenen Jahr ihre Position im Zuge der Proteste gegen den früheren Präsidenten Ali Abdullah Saleh aus, der nach drei Jahrzehnten autokratischer Herrschaft im Februar die Macht abgab. Das Attentat unterstreicht, wie labil die Sicherheitslage in dem verarmten arabischen Land immer noch ist. Die benachbarte Regionalmacht Saudi-Arabien sowie die USA dürften besorgt reagieren, sehen die doch im Jemen zunehmend eine der wichtigsten Fronten im Kampf gegen Al-Kaida entstehen. Die Vereinigten Staaten hatten die Offensive der jemenitischen Armee unterstützt.

 

Drohnenangriff im Osten

Im Osten des Jemen wurden unterdessen fünf mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder beim Beschuss ihres Fahrzeugs durch eine Drohne getötet. Die Drohne habe in der Region Hadramut zwei Raketen auf den Geländewagen gefeuert, sagte ein Behördenvertreter. Der Angriffsort wurde umgehend von Sicherheitskräften abgeriegelt. Die USA haben die einzigen Drohnen in der Region. Die unbemannten Flugzeuge fliegen im Osten und Süden des Jemen immer wieder Angriffe auf mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder. (APA, 5.8.2012)