Grafik: STANDARD

Klagenfurt/Linz - Bei allem Landespatriotismus: Dass Kärnten schlecht dasteht, dass korrupte Politiker bestraft werden sollen und dass die Ära Haider keine gute Zeit für Kärnten war, das sehen auch die Bewohner des südlichsten Bundeslandes so. Dem zurückgetretenen FPK-Chef Uwe Scheuch haben zuletzt nur sieben Prozent der Kärntner vertraut.

Für den STANDARD fragte das Linzer Market-Institut 400 wahlberechtigte Kärntner: "Zunächst ganz allgemein: Steht Kärnten im Vergleich zu anderen Bundesländern eher besser, gleich gut oder eher schlechter da?" 61 Prozent antworteten mit "schlechter" - eine Haltung, die sich durch alle Bevölkerungsschichten zieht. Nur die (wenigen) deklarierten Anhänger von FPK und ÖVP, den bisherigen Regierungsparteien, urteilen etwas milder.

Junge drängen auf Wahlen

Der Gegenthese, dass Kärnten vergleichsweise besser dastünde als andere Länder, folgen nur sieben Prozent. Market-Studienleiterin Bettina Müller: "Neben dem harten Kern der Fans von FPK und ÖVP sind das vor allem junge Leute, die den Freizeitwert des Landes schätzen. Aber wenn es zur Politik kommt, hört sich die positive Einschätzung schlagartig auf." Es sind gerade die jüngeren Befragten, die besonders auf Neuwahlen drängen: Jüngere und höher gebildete Befragte führen die Liste der Befürworter von Neuwahlen an - nur unter FPK-Wählern gibt es eine Mehrheit dagegen. 68 Prozent der Wahlberechtigten in Kärnten freuen sich darauf, "mit meiner Stimme die Politiker beurteilen zu können".

Und was sollen vorgezogene Wahlen bringen? 96 Prozent erwarten, dass alle Skandale in Kärnten objektiv aufgearbeitet werden. 76 Prozent hoffen, dass die FPK für die Skandale abgestraft wird, 64 Prozent wünschen sich eine Bestrafung der ÖVP durch den Wähler. Nur jeder fünfte Befragte glaubt an einen erfolgreichen Neustart der ÖVP.

Wie berichtet, würde derzeit eine Neuwahl SPÖ und Grüne besonders stärken. 53 Prozent der Wahlberechtigten in Kärnten hoffen, dass die Grünen in der Landespolitik mitreden können.

Die Grünen waren der Motor für die Aufklärung der Skandale - vor allem rund um die Hypo Alpe Adria. Die Grafik zeigt allerdings, dass 70 Prozent der Kärntner sagen: "Ich bin eigentlich von allen Parteien enttäuscht." Dem gegenüber anerkennen nur 63 Prozent die erfolgreiche Aufklärungsarbeit der Grünen.

Politiker einsperren

Die stärkste Unterstützung bei den Befragten erhält die Aussage, dass es an der Zeit wäre, "dass Politiker, die etwas angestellt haben, auch eingesperrt werden". 81 Prozent stützen diese Aussage voll und ganz, weitere 13 Prozent immerhin teilweise.

Die momentane politische Phase ist eine der Abrechnung - auch mit der Ära Haider: Zwar meinen noch immer 38 Prozent, dass die Zeit Haiders eine insgesamt gute Zeit für Kärnten gewesen wäre. Doch vor allem Befragte über 30, leitende Angestellte und Unternehmer antworten mit deutlicher Mehrheit, dass das nicht der Fall sei. Und wie ist das mit Landeshauptmann Gerhard Dörfler - macht der eine deutlich andere Politik als sein Vorgänger? Eher nicht bis gar nicht, sagen 55 Prozent der Befragten.

Nun könnte man wie manche Freiheitliche meinen, dass die Skandale der letzten Zeit aufgebauscht wären - sind sie aber nicht, sagen drei Viertel der Befragten. Oder man könnte die alte freiheitliche Leier schlagen, derzufolge versucht wird, den Freiheitlichen Skandale anzuhängen, weil sie so erfolgreich sind. Auch diese Aussage ließ der STANDARD durch Market abtesten. Ergebnis: 56 sind überzeugt, dass das gar nicht stimmt, weitere 19 Prozent hegen überwiegend Zweifel. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 6.8.2012)