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Mario Greco soll den Versicherer Generali entstauben.

Foto: epa/allianz

Das hat es beim konservativen italienischen Versicherer Assicurazioni Generali in der über 150-jährigen Geschichte noch nie gegeben: Seit August wird Italiens größter und Europas drittgrößter Assekuranz-Konzern nicht von einem in Triest geborenen und dort geschulten Versicherungsfachmann gemanagt. Ein Neapolitaner, Mario Greco, soll den Versicherer entstauben.

"Generali soll wieder zu altem Glanz gebracht werden", versprach Greco bei seiner Antrittsrede. Es ist ihm zuzutrauen, das Triestiner Traditionshaus auf Trab zu bringen. Schließlich hat er beim Entstauben von Versicherungsunternehmen Erfahrung. Ende der 1990er-Jahre vertraute ihm die deutsche Allianz die Führung ihrer italienischen Tochter RAS an. In wenigen Jahren rationalisierte der Manager die zum Teil veralteten Strukturen, schuf neue Vertriebskanäle und qualifizierte den Service-Sektor. Die RAS-Beschäftigten trauern ihrem Ex-Chef heute noch nach, denn Greco verstand es stets, seine Mannschaft zu motivieren.

Notwendiger frischer Wind

Zweifellos braucht Generali frischen Wind. In den vergangenen Jahren sind die Aktienkurse des Konzerns stärker eingebrochen als jene der Rivalen Allianz und Axa. Vor gut einem Jahr musste der in Korruptionsaffären verwickelte Generali-Präsident Cesare Geronzi gehen. Vor zwei Monaten wurde CEO Giovanni Perissinotto gefeuert. Die Großaktionäre warfen ihm verfehlte Investitions- und Immobilienstrategien vor. Generali sitzt auf mehr als 50 Milliarden Euro italienischen Staatspapieren und hat auch Griechenland-Anleihen im Portefeuille.

Der 1983 an der Universität von Rom pro movierte Betriebswirtschaftler Greco trat nach seinem Masterabschluss an der Uni Rochester, New York, beim Berater McKinsey ein, wo er acht Jahre lang für den Versicherungssektor verantwortlich war. Nach seinem Sanierungserfolg bei RAS sollte der extrovertierte Manager und passionierte Radrennfahrer einen neuen Versicherungskonzern in Italien gründen. Das von der Turiner Banca San Paolo eingefädelte Projekt scheiterte an deren Fusion mit Banca Intesa. Greco zog sich zurück und wurde von der Schweizer Versicherungsgruppe Zürich International als Chef engagiert.

Der Vater zweier halb erwachsener Kinder muss nicht nur die Generali modernisieren, sondern sich auch gegen deren mächtigen Großaktionär, die Mailänder Investmentbank Mediobanca, durchsetzen. Das wird nicht einfach. Doch ein Jasager war Greco noch nie. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, 6.8.2012)