Wien - ÖBB-Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker hat seine Skepsis zu Überlegungen bekräftigt, die Bahn in die Staatsholding ÖIAG zu geben. Zu Bahn-Privatisierungsdebatten meint er im "Kurier", dass man ja nicht gleich die ganze Bahn verkaufen müsse. Man könne auf verschiedenen Ebenen, etwa im Cargo-Bereich, private Partner hereinnehmen. Voraussetzung für eine kapitalmarktfähige Bahn wäre, dass die Kapitalkosten verdient werden müssen. Die Eigenkapitalaustattung müsse so stabil sein, dass man nicht Gefahr laufe, an die Grenzen zu kommen. "Soweit sind wir bei der Cargo noch nicht. Und dann muss es Leute geben, die sich darum reißen, ihr Geld in der Bahn anzulegen. Wir sind auf gutem Weg, in zwei bis vier Jahren wird die Bahn, abhängig von der Konjunkturlage, soweit sein."

Für die Hereinnahme eines Partners etwa für die Cargo brauche man aber keine Privatisierungsagentur. Er kann sich die ÖBB in der jetzigen ÖIAG nicht vorstellen. "Da wäre plötzlich ein privater Aufsichtsratsverein für die Verkehrspolitik zuständig." Wolle man weitere öffentliche Unternehmen in die ÖIAG geben will, müsste das ÖIAG-Gesetz geändert werden und die Regierung müsste ihre Aufsichtsrolle wieder übernehmen, unterstrich Pöchhacker seine wiederholt vorgebrachte Forderung.

Der Bahn-Präsident erwartet mehr Konkurrenz für die ÖBB: "Die französische Bahn wird sich sicher nicht mit einer Minderheitsbeteiligung an der Westbahn begnügen", schätzt er. "Aber es wird noch andere private Konkurrenten geben. Triebwagenlieferanten und Investoren zum Beispiel, die an einen wachsenden Markt glauben." (APA, 6.8.2012)