Beirut - Auf ein Gebäude des staatlichen Fernsehens und Rundfunks in Damaskus ist am Montag nach offiziellen Angaben ein Bombenanschlag verübt worden. Dabei habe es Opfer gegeben, meldete das Staatsfernsehen.

Wie der syrische Informationsminister Omran al-Zohbi erklärte, explodierte die Bombe im dritten Stock des Gebäudes des Staatsfernsehens in Damaskus. Das Programm sei dadurch nicht unterbrochen worden, es habe einige Leichtverletzte, jedoch keine Toten gegeben. "Alles funktioniert und wird weiterhin funktionieren, wir haben zahlreiche Studios und technisches Equipment", so al-Zohbi.

Der Sitz des staatlichen Fernsehens befindet sich auf dem Platz Umayyad, in einem Hochsicherheitsviertel von Damaskus. Um in das Gebäude zu gelangen, müssen zahlreiche Sicherheitseinrichtungen überwunden werden.

Appell an Annan

Der in Damaskus residierende griechisch-katholische (melkitische) Patriarch von Antiochien, Gregorios III. Laham, hat unterdessen an den früheren UNO-Generalsekretär Kofi Annan appelliert, seine Vermittlungsmission für Syrien wieder aufzunehmen. Er sei "enttäuscht und traurig" über die Entscheidung des Friedensnobelpreisträgers, sein Mandat zurückzulegen, betonte Gregorios III. laut Kathpress. Zugleich hoffe er inständig, dass Annan seine Entscheidung revidieren werde. Annan habe mit Recht darauf hingewiesen, dass er von der internationalen Gemeinschaft nicht die erwartete Hilfe erhalten habe. Jetzt könne sich keiner der internationalen Partner mehr ausreden, so der Patriarch.

"Gemeinsam beten wir für das Heil aller Syrer und für das Ende der Gewalt, die Angst in früher ruhige Wohngebiete gebracht und die Flucht von Tausenden Personen verursacht hat, die gezwungen waren, Häuser und Eigentum zurückzulassen", heißt es in der Erklärung des Patriarchen. Katholische Ordensleute berichten unterdessen über eine ständige Verschlechterung der Situation. Der Obere der Salesianer Don Boscos für den Nahen Osten, der aus Aleppo stammende Pater Munir El Rai, wird von der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR mit der Aussage zitiert, seine Gemeinschaft habe ihre normalen Aktivitäten in Damaskus und Aleppo wegen der Sorge um die vielen Inlandsflüchtlinge einstellen müssen. Zehntausende syrische Christen sind von islamistischen Aufständischen, die von Saudi-Arabien und Katar unterstützt werden, vertrieben worden, ihre Wohnungen und Häuser wurden geplündert oder zerstört.

Die Furcht der Christen

Syriens Christen befürchten ein ähnlich grauenhaftes Los wie das ihrer Glaubensbrüder im Irak. Dort hatte sich die Lage der christlichen Bevölkerungsteile, die unter dem säkularen Baath-Regime Saddam Husseins wie in Syrien geschützt waren, nach der US-Invasion 2003 dramatisch verschlechtert. Dutzende Kirchen wurden seither niedergebrannt, zahllose Christen und viele Geistliche ermordet, wie der entführte chaldäisch-katholische Erzbischof von Mossul, Paulos Faraj Rahho, dessen Leichnam man auf einer Müllhalde fand.

Der Weltkirchenrat in Genf hat sich einem Friedensappell des in Damaskus residierenden griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Ignatios IV. Hazim, angeschlossen. Der Patriarch hat die UNO sowie panarabische Organisationen aufgerufen, "zusammenzuarbeiten, um Frieden und Stabilität in Syrien herzustellen". Ungezählte Christen und Muslime seien Opfer der Gewalt, die Krankenhäuser voll von Verwundeten, "der Schmerz ist unendlich". Zugleich betonte Ignatios IV., dass alle Menschen in Syrien unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit "das Recht haben, in ihrer Heimat mit Stolz und Würde zu leben". (APA, 6.8.2012)