Wien/Klagenfurt - Ob sich die politische Situation in Kärnten bereits negativ auf den Tourismus auswirkt, daran scheiden sich derzeit die Expertengeister - trotz inzwischen europaweiter Berichterstattung. Fix ist: Tourismusreferenten hat das südlichste Bundesland derzeit de facto keinen - nach den Rücktritten von Josef Martinz und Achill Rumpold (beide ÖVP). Die Fachgruppensprecherin der Hotellerie in der Wirtschaftskammer Kärnten, Eva Hoffmann, sagte auf APA-Anfrage, "die politische Misere ist für Stammgäste sehr wohl ein Thema". Sie forderte eine "komplette Erneuerung" der politischen Landschaft im südlichsten Bundesland.

"Außenauftritt ganz schlecht"

"Die schlechte Situation ist Gesprächsthema unter Stammgästen wie Hoteliers. Der Außenauftritt des Landes ist derzeit ganz schlecht", so Hoffmann. "Da ist es jetzt dringend an der Zeit, Problemlösungskompetenz zu zeigen und so rasch wie möglich neu zu wählen." Ein Ende mit Schrecken sei besser, als der derzeitige Schrecken ohne Ende in Kärnten - "auch wenn die Situation derzeit noch nicht buchungsentscheidend ist und Politik auch manchen Touristen egal ist".

"Landtag von außen auflösen"

Grundsätzlich müsse aber für die Kärntner selbst und im Sinne der Wirkung des Landes nach Außen gezeigt werden, "man will jetzt aufräumen. Es gibt jetzt die Chance für einen kompletten Neubeginn und diese gilt es zu nutzen", so Hoffmann. Sie sei zwar keine Verfassungsexpertin, aber sie empfehle, "schön langsam den Landtag von außen aufzulösen".

Erste Touristen machen sich Sorgen

Laut ORF Kärnten bekam ein Hotelier am Wörthersee kürzlich ein E-Mail, das ihm "zu denken gab": Ein (Nicht-mehr-)Gast schrieb, er wolle Urlaub in Kärnten machen, die politische Situation hindere ihn aber daran. Er wollte wissen, ob Kärnten überhaupt noch sicher ist. Es sei nicht schön, was gerade in diesem Land passiere und viele Leute in Deutschland würden so denken wie er.

Keine Stornierungen

Helmuth Micheler von der Tourismusregion "Klopeiner See - Südkärnten" meinte auf die politische Situation und deren Auswirkungen angesprochen hingegen, heuer seien ihm noch keine negativen Reaktionen seitens der Touristen aufgefallen, "auch nicht in E-Mails; auch nicht mit Gästen aus Bayern (Hypo-Desaster, Anm.)". Stornierungen gebe es keine - "ganz anders als 1999; als Jörg Haider wieder auf den Landeshauptmannsessel zurückkehrte - damals wurde ich bei Messen wegen der Herkunft teilweise als Nazi verunglimpft."

Politik "wenig Einfluss" auf Buchungsverhalten

Micheler erklärte, die Politik habe eher wenig Einfluss auf das Buchungsverhalten von Touristen. Er erinnerte etwa an die verflossene Regierungszeit von Silvio Berlusconi mit seiner rechten Lega Nord, die keine Einbrüche in der Hotellerie ausgelöst habe.

Ebenso Kurt Genser von der Region "Hermagor - Nassfeld - Presseggersee" wollte bisher auf Anfrage keine negativen Stimmen oder Stornierungen wahrgenommen haben; und er "ist viel unterwegs", wie er erklärte. (APA, 6.8.2012)