Für die am morgigen Dienstag zur Veröffentlichung anstehenden Halbjahresergebnisse des steirischen Anlagenbauers Andritz prognostizieren Bankexperten Umsatz- und Ergebniszuwächse bei gleichzeitig rückläufigem Auftragseingang. Im Durchschnitt erwarten die Analysten der Raiffeisen Centrobank (RCB), der Erste Group und von Kepler Capital Markets einen Nettogewinn (nach Minderheiten) von 109,4 Mio. Euro, das entspräche einem Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Operativ prognostizieren die Experten ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 184,9 Mio. Euro und ein Betriebsergebnis (EBIT) von 145,5 Mio. Euro, das wären um je 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Den Umsatz beziffern die Finanzexperten im Mittel mit 2,438 Mrd. Euro um 21 Prozent über dem entsprechenden Wert für 2011. Beim Auftragseingang sehen sie aufgrund des starken Vorjahreswerts indes ein Minus von 30 Prozent auf 2,548 Mrd. Euro.

Auf Quartalsebene stellen sich die RCB-, Erste- und Kepler-Analysten im Schnitt auf einen Nettogewinn von 58,9 Mio. Euro (plus 14 Prozent zum Vorjahresquartal), ein EBIT von 78,8 Mio. Euro (plus 11 Prozent) und einen Umsatz von 1,252 Mrd. Euro (plus 15 Prozent) ein. Der Auftragseingang dürfte im zweiten Vierteljahr um 40 Prozent auf 1,187 Mrd. Euro gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zurückgehen, erwarten sie.

Kepler sieht starkes zweites Quartal

Bernhard Selinger von der RCB geht von einem insgesamt soliden Zahlenwerk aus. Den zu erwartenden Rückgang beim Auftragseingang erklärt er mit dem starken Vorjahresniveau, das von der Montes del Plata Greenfield Pulp-Mill-Order in Uruguay gestützt worden sei. Im diesjährigen Zweitquartal rechnet er mit einer Normalisierung der Kennzahl, zumal sich keine vergleichbaren Großaufträge im Ordereingang wieder finden dürften, wie er sagte. Margenseitig sei zwar eine Verbesserung zum Vorquartal zu erwarten, auf Jahresfrist dürfte sich hier aber die Abwicklung kompetitiv gepreister Großaufträge aus dem Pulp&Paper-Segment aus dem ersten Halbjahr 2011 zu Buche schlagen.

Gleichlautend argumentiert man bei der Erste Group den erwarteten Rückgang der operativen Marge: "Auf EBIT-Seite erwarten wir, dass die allmähliche Abwicklung großer Pulp-Mill-Orders auf dem operativen Margenlevel zu lasten beginnt", heißt es dazu in einer aktuellen Andritz-Studie. Beim Ordereingang spricht man von einem "soliden Level", das mangels angekündigter größerer Orders aber 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen dürfte. Unterstützt von einem Rekord-Auftragsbuch sollte der Umsatz aber um 14 Prozent zulegen, erwarten die Erste-Experten. In Summe sehen sie Umsatz- und Ergebniszuwächse, sodass der positive Trend bestehen bleiben dürfte.

Bei Kepler stellt man sich ebenfalls auf "ein starkes zweites Quartal" ein, wie es in einer aktuellen Studie heißt. Der starke Auftragsbestand, der über die letzten beiden Jahre aufgebaut worden sei, dürfte Andritz eine Umsatzsteigerung um 16 Prozent erlauben, so die Kepler-Analysten. Vom Ausblick erwartet man sich ein Update bezüglich der Schuler-Akquisition. Eine Verlangsamung der Geschäftsaktivität ortet man bis dato nicht, allerdings hätten sich die diesbezüglichen Risiken infolge einer Verschlechterung der Makro-Bedingungen in den letzten Monaten erhöht. (APA, 6.8.2012)