Wien - Die börsenotierte Immofinanz-Gruppe mit mehr als 10 Mrd. Euro Immo-Vermögen will ihr Business erheblich beschleunigen und dabei innerhalb von drei Jahren die jährlichen Verkäufe und Re-Investments von jetzt 500 Mio. auf 1 Mrd. Euro verdoppeln. Da man nur mit dem "Drehen" von Immobilien wirklich Geld verdienen könne, wolle man künftig jedes Jahr ein Zehntel des Portfolios austauschen, derzeit sind es 5 Prozent, sagte CEO Eduard Zehetner am Montag. Die durchschnitliche Behaltezeit werde damit auf 10 Jahre sinken, bei den Buwog-Wohnungen länger, bei kommerziellen Objekten auf 5 bis 7 Jahre.

Das operative Ergebnis (EBITDA), das 2011/12 (per 30.4.) um 4,3 Prozent auf 479 (459) Mio. Euro zugelegt hat, soll heuer um rund 120 auf 600 Mio. Euro stiegen, wie dies auch die Mittelfrist-Guidance für 2012/13 vorsieht. 60 Mio. des Anstiegs sollen aus dem Asset Management resultieren, 50 Mio. Euro aus Verkäufen, der Rest aus Kostensenkungen, so Zehetner vor Journalisten. Später solle die Verkaufsmarge von 50 auf 70 Mio. Euro im Jahr steigen. Zum Verkauf stehe theoretisch auch die gesamte Buwog mit 2,5 bis 2,6 Mrd. Euro Immo-Wert, doch gebe es für die Gesellschaft mit mehr als 30.000 Wohnungen keine Interessenten. Losschlagen könne man nur einzelne Wohnungen oder Objekte, dies aber mit 30 oder 10 Prozent Surplus.

Investitionen in Russland

Bei den Immobilien habe man 2011/12 in Russland "alles" aufwerten können, Polen, Österreich und Rumänien in Summe; und in Tschechien, Ungarn und Deutschland habe man leicht abwerten müssen, die Slowakei sei seitwärts gegangen. Bei Zinshäusern sei der Hype nicht vorbei, auch zu hohen Preisen sei Nachfrage gegeben; käuferseitig gehe es dabei offenbar um Geldanlage, also Sicherung des Vermögens.

Investieren werde man im CEE-Raum etwa in Russland, vornehmlich in den Wohnbereich, in Polen in den Einzelhandel und Büros, ferner stehen auch Österreich und Deutschland im Fokus, so Zehetner; und an der Börse Warschau bemüht man sich wieder um eine Börsenotiz, nachdem das Listing der früheren Immoeast nicht fortgeführt werden konnte. Seit dem Bilanzstichtag 30.4. gehört der Immofinanz das große Moskauer Einkaufszentrums Golden Babylon Rostokino zur Gänze, bei den Erträgen schlägt sich die zweite Hälfte aber erst 2012/13 nieder. In Rostokino steckt über 1 Mrd. Euro Immo-Vermögen, über ein Zehntel der Gesamtassets der Immofinanz. Das EKZ ist eines der größten Kontinentaleuropas mit 170.000 m2 vermietbarer Fläche, 241.000 m2 Gesamtnutzfläche, über 500 Geschäften und 24 Mio. Besuchern im Jahr.

Mit der Behandlung der Zivilklagen gegen das frühere Immofinanz-Management muss sich Zehetner gedulden, die Zivilrichter wollen erst die Strafverfahren gegen Karl Petrikovics & Co abwarten - "was nicht unbedingt nötig wäre, aber es ist halt so", bedauert der Konzernchef. Deshalb werde die Abarbeitung der Materie noch Jahre dauern. Auch die Provisionsrückforderungsklage gegen den früheren CEO hänge - gegen das Ruhen habe man berufen, sei aber nicht durchgedrungen: "Die Justiz versucht eine Doppelarbeit zu vermeiden, manchmal wäre aber genau das hygienischer", meinte Zehetner. Die Schadenersatzforderungen wegen vom Aufsichtsrat nicht genehmigter Aktienoptionen für das frühere Management belaufen sich auf eine zweistellige Millionensumme. Der Untreue-Strafprozess gegen Petrikovics & Co - es gilt die Unschuldsvermutung - könnte trotz Richterwechsel schon im Spätherbst beginnen, hieß es zuletzt.

Verfahren belasten

Von den Anlegerklagen gegen das Immofinanz-Imperium sind "leider" keine Verfahren "niedergeschlagen", bedauerte Zehetner, und auch erst ein kleiner Teil erledigt. Bereits erledigt seien lediglich die Dragon-FX/Lehman-Verfahren mit Blick auf angebliche Prospektfehler etc. Da gebe es eine "stabile Judikatur": "Das geht großflächig gegen die Anleger aus." Zu den seinerzeitigen Immoeast- und Immofinanz-Kapitalerhöhungen seien aber noch Verfahren gegen die Immofinanz-Tochter Aviso Zeta (die Bad Bank der früheren Constantia Privatbank) mit zirka 300 Mio. Euro Streitwert im Laufen. Eine laut Zehetner vom Handelsgericht (HG) geplant Zusammenlegung der Verfahren in einige Gruppen lehnt der CEO ab, auch laut zweier OGH-Entscheidungen sei klar, dass jeder Einzelfall für sich untersucht werden müsse.

Die Immofinanz-Aktien lagen zu Mittag an der Wiener Börse mit 2,623 Euro leicht im Minus (-0,08 Prozent), der Gesamtmarkt war zugleich ein Prozent fester. Der Geschäftsbericht 2011/12 soll ab 22. August online verfügbar sein. (APA, 6.8.2012)