Um 4,2 Milliarden Euro hat die Immofinanz-Tochter Buwog den Heller-Park (ehemalige Zuckerlfabrik) im zehnten Bezirk (Davidgasse / Inzersdorfer Straße / Gußriegelstraße) umgebaut. Im Juli wurde das Geriatriezentrum übergeben.

Foto: immofinanz

Wien - Die Immofinanz, die im April von der russischen Sberbank einen Langzeitkredit über 715 Mio. Euro bekam, will mehr Immobilien verkaufen und die Erlöse rascher reinvestieren. Das kündigte Immofinanz-Chef Eduard Zehetner bei der Präsentation der Jahresbilanz 2011/2012 an. "Bei uns kann jeder alles kaufen" - auch die Buwog, sagte Zehetner auf eine Frage des Standard. Allerdings werden derzeit nachfragebedingt nur Wohnungen verkauft.

Die Wohnbaugesellschaft mit 33.000 Wohnungen habe derzeit einen Immobilienwert von 2,5 bis 2,6 Mrd. Euro. 2004 hat das Finanzministerium die Buwog um rund eine Milliarde an die Immofinanz verkauft. Die dabei geflossenen Millionenhonorare an Hochegger & Co beschäftigen nach wie vor die Justiz.

Wurden bisher Immobilien im Wert von 500 Mio. Euro jährlich verkauft, sollen es in den nächsten Jahren doppelt so viel sein. Da man nur mit dem "Drehen" von Immobilien wirklich Geld verdienen könne, wolle man künftig jedes Jahr ein Zehntel des Portfolios austauschen. "Immobilien im Bestand zu halten, kann ein Fonds auch", sagte Zehetner.

Eine Milliarde liquide Mittel

Derzeit beträgt die durchschnittliche Behaltedauer des Immobilienbesitzes etwa zehn Jahre, künftig sieht Zehetner "fünf bis sieben Jahre im kommerziellen Bereich als optimale Behaltedauer". Die regionalen Schwerpunkte liegen derzeit in Russland, Österreich, Polen und Deutschland.

Nicht zuletzt durch den Kredit der Sberbank habe die Immofinanz fast eine Mrd. Euro an liquiden Mitteln zur Verfügung. Zehetner: "Wir bekommen genug Geld, mehr als wir brauchen würden."

Zum Bilanzstichtag 30. April 2012 wuchs das operative Ergebnis um 4,3 Prozent auf 479 Mio. Euro, heuer werden 600 Mio. Euro angepeilt. Investieren werde man im CEE-Raum, etwa in Russland, vornehmlich in den Wohnbereich, in Polen in den Einzelhandel und Büros, auch Österreich und Deutschland stünden im Fokus, so Zehetner. Seit Ende April gehört der Immofinanz das große Moskauer Einkaufszentrum Golden Babylon Rostokino zur Gänze.

Shoppingcenter in Moskau

In Rostokino steckt über eine Mrd. Immo-Vermögen, über ein Zehntel der Gesamtassets der Immofinanz. Das Einkaufszentrum ist eines der größten Kontinentaleuropas mit über 500 Geschäften und 24 Mio. Besuchern im Jahr.

Die gerichtliche Aufarbeitung der Zivilklagen gegen das frühere Immofinanz-Management wird noch Jahre dauern: Die Zivilrichter wollen erst die Strafverfahren gegen Karl Petrikovics & Co abwarten - "was nicht unbedingt nötig wäre, aber es ist halt so", bedauert der Konzernchef. Die Schadenersatzforderungen wegen vom Aufsichtsrat nicht genehmigter Aktienoptionen für das frühere Management werden mit einer zweistellige Millionensumme beziffert. Der Untreue-Strafprozess gegen Petrikovics & Co - es gilt die Unschuldsvermutung - könnte trotz Richterwechsels schon im Spätherbst beginnen. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 6.8.2012)