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Jubelbilder, wie man sie sonst nur von Sport-Großereignissen kennt, kamen am laufenden Band aus sämtlichen NASA-Zentren.

Foto: The Huntsville Times, Eric Schultz/AP/dapd

Pasadena/Wien - Nervosität im Kontrollzentrum der US-Raumfahrtbehörde NASA in Pasadena in Kalifornien: Die angespannten Gesichter der Forscher in uniform blauen Hemden hinter Pulten mit Aufschriften wie "Flight Software" oder "Altitude Control" nehmen Montagmorgen knapp vor halb acht mitteleuropäischer Zeit die Bestätigungen der einzelnen Landungsschritte des Roboterfahrzeugs Curiosity zuerst noch ungerührt zur Kenntnis.

Der Fallschirm hat sich ausgefaltet. Die Kommunikation mit dem Mars-Satelliten Odyssey, der Daten an die Erde weiterleitet, ist hergestellt. Der Kontakt mit der Sonde bricht wie geplant ab. Eine spezielle Landevorrichtung namens Sky Crane soll den Rover sanft auf dem Marsboden absetzen. Stille. Die Missionsleiter treten unruhig auf der Stelle. Dann kommt das erlösende "Touchdown confirmed", die Daten bestätigen die Landung. Die Forscher brechen vor einer großen US-Fahne in Jubel aus.

Eine heikle Phase der Mars-Mission der Curiosity, "die sieben Minuten des Bangens", sind durchgestanden. Die (auf der Erde) 3,4 Tonnen schwere Raumkapsel bremste nach acht Monaten interplanetarem Flug innerhalb weniger Minuten in der Marsatmosphäre von 21.000 Stundenkilometern auf null ab. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Neuentwicklung des Sky Cranes zuteil: Die Größe des Fahrzeugs machte die umständlich anmutende Prozedur notwendig, bei dem das Roboterfahrzeug ab einer Höhe von 20 Metern mit einem per Düsen polarisierten Landungsmodul an Seilen herabgelassen wurde. Nachdem Curiosity festen Boden unter den Füßen hatte, kappte es die Seile ab, das Landungselement stürzte in sicherer Entfernung ab. "Es sieht etwas verrückt aus", sagte Chefwissenschafter John Grotzinger im Vorfeld über das komplizierte Manöver. "Aber ich versichere Ihnen, es ist die am wenigsten verrückte Methode die man anwenden kann."

Dass die Landung des 900 Kilo schweren Marsrovers, der nun zumindest zwei Erdenjahre lang den roten Planeten auf Spuren von Wasser und Leben untersuchen soll, nicht nur wissenschaftliche, sondern auch politische Relevanz hat, wird spätestens nach Wortspenden von US-Präsident Barack Obama offenbar: "Argument des Nationalstolzes" sei der Erfolg. Schon bei der Pressekonferenz der beinahe zu Tränen gerührten Techniker hieß es, dass die Führungskraft der USA die Welt besser mache. Nur Amerika könne so etwas zustande bringen.

Und was das Geld betrifft: Die 2,5 Milliarden Dollar, die die Mission kostete, die vor acht Jahren angestoßen wurde, seien gut investiert. Weniger als sieben Dollar pro US-Bürger seien aufgewendet worden, erklärten die Wissenschafter. Obamas Worte, der die Notwendigkeit von Investitionen in Technik und Grundlagenforschung betonte, waren wohl Balsam auf den Forscherseelen. Curiosity brachte der unter Budgetkürzungen leidenden Weltraumbehörde wieder Aufmerksamkeit. Die weltweite Neugier auf den Mars wurde auch gleich mit Bildern befriedigt. Nach minutenlangem Landungsjubel hieß es: "Images coming down."  (Alois Pumhösel/DER STANDARD, 7. 8. 2012)