Pepi (li.) und Charly schmähtandeln sich durch und auf Roman.

Foto: peterwagner.at

Boslina/Kleinbachselten - Emmerich Gärtner-Horvath, den sie alle Charly rufen, ist nicht auf den Mund gefallen. Sein Neffe, der Josef Horvath, genauso wenig. Und so lag es wohl auf der Hand, dass die beiden es auf sich nahmen, "die wahrscheinlich erste Roma-Sitcom der Welt" zu spielen. Auf Roman, ja über Roman, die Sprache der burgenländischen Roma (siehe dazu hier: Das österreichische Romani).

Peter Wagner, der diese Volksgruppe schon ein ganzes Schriftstellerleben begleitet, hat daraus einen Film gemacht, eben die Charly & Pepi Show. Nicht ganz zu Unrecht fragt der Regisseur einleitend, ob es etwas Faderes geben könne als einen Film über die Sprache. Andererseits ist es ja nicht nur ein linguistisches Lehrstück, sondern die Hutschenschleuderei zweier Schmähbrüder. "Wir haben kein Skript gehabt, einfach drauflosgeredet."

Die "zehn wichtigsten Wörter" im Leben der Burgenland-Roma waren das Gerüst. Rund um die extemporierte der "1. AS Roma", den Gärtner-Horvath und sein Neffe als Ensemble um sich versammelt haben.

Von den Thuvtschale (Zigaretten) über die Muschika (Musik), die Sastipe (Gesundheit) und die Kamipe (Liebe) wird schmähgetandelt bis hin zur Buti, der Arbeit. Für die beiden Protagonisten der Charly & Pepi Show erschöpft sich die Sache freilich nicht im Kabarettistischen. Emmerich Gärtner-Horvath hat 1993 die Verschriftlichung des Roman mitinitiiert. Der stolze Gebrauch der eigenen Sprache ist ihm - dem seine Mutter einst geraten hat, nicht "zigeunerisch" zu reden wie daheim in Boslina/Kleinbachselten, wenn sie mit dem Buben nach Erba/Oberwart fuhr - im Vollsinn ein Lebenszeichen.

"Vollsprache"

Die Verschriftlichung machte das Roman auch in den eigenen Augen endlich zu einer "Vollsprache", die nicht nur gesprochen, sondern auch und vor allem gelehrt und gelernt werden kann. "Jetzt", sagt Gärtner-Horvath, " kann das nicht mehr aussterben." In vier Schulen wird die Sprache als unverbindliche Übung angeboten, "wenn der Direktor ein Kroate oder Ungar ist, dann geht es einfacher, da ist mehr Verständnis da".

Mag sein, die Volksgruppenpädagogen wissen aus Eigenem um den Reichtum der Zweisprachigkeit. "Wir können uns ja mit Roma überall verständigen", sagt Emmerich Gärtner-Horvath. Zwar weiche da und dort das Vokabular ab, je nachdem, in welcher Sprachumgebung man lebt, aber Grammatik und Stammwortschatz sind gleich, Serben können also nachfragen, was "fligeri" heißt oder "maureri".

Voriges Jahr, erzählt Emmerich Gärtner-Horvath, war ein Inder zu Gast in Boslina. Überrascht haben beide festgestellt, dass sie einander im Wesentlichen verstehen.

So was ist mit dem Ausdruck "Selbstbewusstsein stärken" wohl nur unzulänglich umschrieben. Dass die Roma ihr Roman stolz pflegen - nach und trotz allem -, stärkt gewissermaßen die gesamte Lebenszuversicht.

Die Charly & Pepi Show entstand 2005, im Rahmen des Gedenkens zum zehnten Jahrestag des Oberwarter Vierfachmordes. Die Veranstaltungsreihe trug den schlichten und doch so vielsagenden Titel Amen dschijas - Wir leben. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 7.8.2012)