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Ein Bild der Zerstörung aus Aleppo.

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Der iranische Gesandte Jalili zu Besuch bei Assad.

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Damaskus/Beirut - Bei schweren Kämpfen im nordsyrischen Aleppo sind nach Angaben des Staatsfernsehens mindestens 25 Aufständische getötet worden. Die Rebellen hätten ein Kraftwerk in der Wirtschaftsmetropole angegriffen und seien zurückgeschlagen worden, wurde am Dienstag berichtet.

Die Aufständischen eroberten nach eigenen Angaben in zehnstündigen Kämpfen einen strategisch wichtigen Armeekontrollpunkt. Die Stellung verbinde die nordöstlichen Vororte mit dem Stadtzentrum Aleppos, sagte ein örtlicher Rebellenkommandant. Nach seiner Darstellung setzte das Militär auch Kampfflugzeuge ein. Wie die Syrischen Menschenrechtsbeobachter mitteilten, starben am Montag landesweit mindestens 260 Menschen, 49 davon in Aleppo.

UNO-Beobachter abgezogen

Zuvor hatten die Vereinten Nationen ihre Beobachter aus Aleppo abgezogen. Die rund 20 unbewaffneten Beobachter seien am Wochenende in ihr Hauptquartier in der Hauptstadt Damaskus zurückverlegt worden, sagte eine UNO-Sprecherin am Montag. Es handle sich um einen vorübergehenden Abzug wegen der sich verschlechternden Sicherheitslage.

Aleppo war eine von vier regionalen Basen in Syrien, in denen die UNO-Beobachtermission UNSMIS stationiert war, obwohl die Beobachter im Juni angesichts der eskalierenden Gewalt ihre Arbeit größtenteils faktisch einstellten. Die Zahl der Beobachter in Syrien wurde von 300 auf 150 halbiert. Das Mandat der Mission läuft noch bis zum 20. August; wie es dann mit der Mission weitergeht, ist unklar.

Missionsleiter General Babacar Gaye äußerte am Montag große Sorgen angesichts der Lage der Bewohner von Aleppo. Die Konfliktparteien müssten Zivilisten schützen und das internationale humanitäre Völkerrecht einhalten. 

Iranischer Gesandter bei Assad

Der iranische Gesandte Said Jalili traf am Dienstag zu einer Begegnung mit dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad in Damaskus ein. Wie das iranische Staatsfernsehen berichtete, war nach dem Treffen mit Assad und weiteren Mitgliedern der syrischen Führung eine Pressekonferenz vorgesehen. Jalili ist der Beauftragte des geistlichen Oberhaupts des Iran, Ayatollah Ali Khamenei. Der Iran ist der wichtigste regionale Verbündete der syrischen Führung, die durch den bewaffneten Aufstand zusehends in Bedrängnis gerät.

Jalili hielt sich vor seiner Reise nach Damaskus im Libanon auf. Dort sagte er, für den Konflikt in Syrien müsse "nach demokratischen Regeln" und "nicht mit Waffenlieferungen und Blutvergießen" eine Lösung gefunden werden. Er warf den USA vor, durch Waffenlieferungen an die syrischen Aufständischen in der Region für "Unsicherheit" zu sorgen. 

"Achse des Widerstands"

Der Iran hat dem syrischen Staatschef Baschar al-Assad Beistand zugesichert. Syrien sei ein unverzichtbarer Teil der "Achse des Widerstands", sagte der Sekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrats, Said Dschalil, am Dienstag bei einem Treffen mit Assad. Die Islamische Republik werde nicht zulassen, dass Syrien aus diesem Bündnis herausgebrochen werde.

Immer mehr Christen flüchten aus Syrien

Unterdessen verlassen nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) immer mehr Christen Syrien. Die meisten von ihnen würden im benachbarten Libanon Zuflucht finden. Dort sei ihre Anzahl auf mindestens 7.000 angestiegen, hieß es in einer Aussendung. "Da der libanesische Staat befürchtet, in den blutigen syrischen Bürgerkrieg hineingezogen zu werden, erhalten die syrischen Flüchtlinge oft nicht die notwendige Hilfe", so Kamal Sido, Nahostreferent der GfbV, am Dienstag in Göttingen. Die libanesische Regierung wolle zunächst auch keine Flüchtlingscamps einrichten, weil sie annehme, dass sich diese Lager in Hochburgen von Rebellen verwandeln könnten.

In den kommenden Tagen rechnen die christlichen Gemeinden im Libanon mit noch mehr Flüchtlingen vor allem aus Aleppo. Angesichts der Eskalation der Gewalt hätten schon mehr als 123.000 Flüchtlinge aus Syrien in den Nachbarstaaten Schutz gesucht. Im Libanon waren am Anfang August nach Angaben des UN-Flüchtlingswerkes UNHCR 33.871 Syrer als Flüchtlinge registriert. Ihre tatsächliche Anzahl dürfte jedoch laut GfbV viel höher sein, da sich viele Flüchtlinge nicht registrieren lassen. Einige Quellen sprechen bereits von 100.000 Syrern im Libanon. 

Amnesty will Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen

Satellitenaufnahmen der syrischen Kleinstadt Anadan in der Nähe der Wirtschaftsmetropole Aleppo zeigten mehr als 600 Einschläge, die vermutlich von Granaten stammten und auf heftige Gefechte zwischen der syrischen Armee und bewaffneten Oppositionsgruppen schließen lassen, so eine Aussendung von Amnesty International Österreich am Dienstag. "Amnesty International warnt die Konfliktparteien: alle Angriffe auf die Bevölkerung werden genauestens dokumentiert, so dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können", sagt Christoph Koettl, Verantwortlicher für Emergency Response von Amnesty International USA. (APA, 7.8.2012)