Wien - Verärgert und verwundert reagiert man im ORF-Betriebsrat auf die jüngsten Sparpläne der ORF-Geschäftsführung. Ein Einfrieren der Gehälter lehnen die Belegschaftsvertreter jedenfalls ab. "Ich lasse mir doch keine Nulllohnrunde über ein Schreiben an den Stiftungsrat und über Pressemeldungen ausrichten", erklärte Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser am Dienstag. "Drohgebärden und Diktate fruchten bei uns nicht. Im Gegenteil."

Verhandlungsgespräche über neuen KV

Erstens fänden Gehaltsverhandlungen im ORF immer im Spätherbst statt und nicht nach Vorliegen des 2. Quartalsberichts. Zweitens brauche es zum Verhandeln immer zwei: die Geschäftsführung und die Belegschaftsvertretung. Laut Moser sollen noch im August erste Verhandlungsgespräche über einen neuen Kollektivvertrag stattfinden. Dazu habe sich die Belegschaftsvertretung bereit erklärt. "Die jetzigen Ansagen der Geschäftsführung halte ich in diesem Zusammenhang für unklug und kontraproduktiv."

"Fette Boni"

Erst das Personalsparpaket der Jahre 2009/2010, das inklusive einer damaligen Nulllohnrunde Personaleinsparungen in einer Höhe von mehr als 50 Millionen Euro bedeutet hat, habe die Teilrefundierung von Gebührenbefreiungen ermöglicht, betonte der ORF-Zentralbetriebsratsobmann. "Uns jetzt damit zu kommen, dass wir durch weitere Einsparungen im Personal die Teil-Teil-Refundierung - es sind ja nur noch 30 statt 50 Millionen - selbst finanzieren sollen, das ist - höflich ausgedrückt - am Rande der Unverschämtheit. Noch dazu, wo sich die Direktorenschaft gerade fette Boni für das letzte Jahr ausbezahlen hat lassen und sich gleich vorweg für heuer eine gut zehnprozentige Gehaltserhöhung genehmigt hat. Erklären Sie mal den ORF-Mitarbeitern, die das Programm machen und ermöglichen - Journalisten, Techniker und administrative Kräfte - warum sie mit einer 'Null' zufrieden sein sollen, während andernorts abgecasht wird?"

Mehr Programm mit immer weniger Menschen

Der Unmut in der Belegschaft sei laut Moser groß, und das komme nicht nur von diesen Drohungen. "Wir machen - siehe Spartenkanäle aber auch andere Bereiche - mehr Programm als je zuvor. Mit immer weniger Menschen. Parallel zu den neuen Sparplänen wird munter weiter Personal abgebaut, werden sogenannte 'Freie Mitarbeiter' als Ersatzarbeitskräfte missbraucht und so fort. Die Unternehmenskultur im ORF hat sich in den letzten Monaten drastisch gewandelt. Offensichtlich gibt es Kräfte in der Geschäftsführung, die den bewährten sozialpartnerschaftlichen Weg verlassen wollen. In Richtung einseitiger Maßnahmen, Diktate und Androhungen. Wir werden uns darauf einstellen." (APA, 7.8.2012)