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Grafik: APA

Brüssel/Wien - Die seit gut zwei Jahren andauernde Eurokrise könnte zu einer Zerreißprobe für die Währungsunion werden. Ausgelöst durch die 2008 einsetzende Finanz- und Wirtschaftskrise haben sich vor allem in den vergangenen Monaten immer tiefere Trennlinien zwischen den 17 Euro-Mitgliedsländern für die Bewältigung der Krise aufgetan. Statt an einem Strang zu ziehen, und damit auch den viel kritisierten Finanzmärkten Wind aus den Segeln zu nehmen, zeigt sich die Eurozone zerrissener als je zuvor.

Kein Schwarz-Weiß-Bild

Dabei geht es nicht nur um das Schwarz-Weiß-Bild von armen Empfängerländern im Süden und den reichen Geberstaaten im Norden, sondern um zahlreiche weitere Schattierungen. In dieser Bandbreite kristallisieren sich zumindest fünf Länder-Gruppen heraus. Zum einen sind das die bereits unter einem Rettungsschirm stehenden Länder Griechenland, Portugal und Irland. Dabei ist Griechenland, das als erster Euro-Staat um Hilfe ansuchte, angesichts seiner immer schwereren Verschuldung ein Sonderfall. Die Hoffnung ist, dass Athen bis 2020 die Staatsverschuldung auf 120 Prozent eingedämmt haben wird, wobei die Zuversicht in der letzten Zeit eher geschwunden ist und immer mehr Politiker über einen Austritt Griechenlands spekulieren.

Die zweite Gruppe setzt sich aus Spanien und Zypern zusammen. Spanien erhält für seine maroden Banken eine Geldspritze von bis zu 100 Milliarden Euro, doch könnte es in Kürze sogar eine sogenannte "Vollunterstützung" beantragen, nachdem einige Regionen des Landes um Hilfe aus Madrid gebeten habe. Das derzeitige Ratspräsidentschafts-Land Zypern wiederum hat bereits um Hilfe aus dem Euro-Rettungsschirm EFSF angesucht, die Rede ist von gut zehn Milliarden Euro.

Zur dritten Gruppe könnten Italien und Slowenien gezählt werden. Italien ist, ebenso wie Spanien, durch hohe Anleihezinsen unter Druck und in Refinanzierungsnöte geraten. In Slowenien wiederum gibt es bereits einige Minister, die unverhohlen erklärten, dass das Land ebenfalls unter den Rettungsschirm schlüpfen müsse, wenn auch nicht sofort.

Rating-Gedanke führt zu Spaltungstendenzen

Eine vierte Gruppe könnte sich aus Belgien, der Slowakei, Estland und Malta zusammensetzen, die relativ stabil auftritt. Die fünfte Gruppe ist eindeutig die stärkste. Sie besteht aus Marktführer Deutschland, Frankreich, Österreich, den Niederlanden, Luxemburg und Finnland. Dabei könnte es noch zu einer internen Teilung kommen - Frankreich und Österreich haben bei der Ratingagentur Standard & Poor's ihren Triple-A-Beststatus verloren, Deutschland, Finnland, die Niederlande und Luxemburg verfügen über das Triple-A, wobei aber laut Moody's nur mehr Finnland einen stabilen Ausblick hat, die anderen drei sind negativ bewertet. (Horst Jestl-Pogatschnigg, APA, 8.8.2012)