Wien - Lehrer sollen im Zuge des neuen Dienstrechts von administrativen Aufgaben entlastet werden, darin sind sich Regierung und Lehrergewerkschaft einig. Völlig unklar ist, wie viele Personen dabei eingesetzt werden könnten. Laut Gewerkschaft wären 13.500 Personen nötig, um den OECD-Schnitt bei den Lehrkräften zu erreichen. Lehrer sollen dabei weniger Zeit in der Verwaltung und mehr Zeit in der Klasse verbringen. Zumindest steht allerdings fest, woher ein Teil des Ersatzpersonals kommen könnte: Mitarbeiter staatsnaher Betriebe wie Post und A1 sollen in die Schulverwaltung wechseln, wie die Gratiszeitung "Heute" und das Ö1-"Morgenjournal" berichten. Unterrichts- und Beamtenministerium bestätigten entsprechende Überlegungen.

Schmied: "Wir würden gerne möglichst viele nehmen"

Bei A1 soll es laut dem Bericht bis zu hundert Wechselwillige geben. Vorstellbar wäre etwa die Versetzung von IT-Fachleuten, um EDV-Systeme an Schulen zu betreuen. Bis Ende 2011 seien bereits 264 der 9.300 A1-Mitarbeiter zu Polizei, Justiz oder Finanz gewechselt. Von der Post haben sich bisher 331 Mitarbeiter versetzen lassen, hunderte Postler könnten zum Wechsel in Schulen bereit sein.

"Wir würden gerne möglichst viele nehmen, aber das muss auch finanziert werden", heißt es im Büro von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ). "Das Finanzministerium muss sagen, ob es ihm das wert ist oder nicht." Dort will man keinen Kommentar abgeben. Wie viele Mitarbeiter staatsnaher Betriebe künftig an Schulen arbeiten könnten, hängt laut Unterrichtsministerium vom Verlauf der Lehrerdienstrechtsverhandlungen ab - konkret davon, wie viel Geld am Ende übrig bleibt, um solches Unterstützungspersonal zu finanzieren. Am 21. August finde ein Informationsgespräch mit Telekom und Post auf Beamtenebene statt. In vielen Pflichtschulen sei derzeit nicht einmal das Sekretariat besetzt, heißt es aus dem Ministerium. Doch nicht nur Verwaltungstätigkeiten sind gefragt: Auch eine Weiterbildung von Beamten für den Einsatz als Nachmittagsbetreuung sei denkbar.

Zustimmung kommt von der Post: "Wir begrüßen dieses Konzept", sagte Postsprecher Michael Homola im Ö1-"Mittagsjournal". Man habe gute Erfahrungen mit Polizei, Justiz- und Finanzministerium gemacht, so Homola.

Wechselwillige Beamte wolle man etwa mit EDV-Schulungen für einen Wechsel motivieren. Es gebe auch Wechselprämien in der Höhe von 10.000 Euro, sagte Homola. Diese Prämie könne sich aber relativieren, wenn die Ausbildungskosten steigen würden, so der Postsprecher.

Bisher wechselten rund 600 Beamte

Aus dem Büro von Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) heißt es, sie forciere grundsätzlich Mobilitätsprojekte. In einer aktuellen Anfragebeantwortung erklärt sie, dass es sich bei der Überlegung, Post- und Telekom-Beamte in der Schulverwaltung einzusetzen, um eine weitere Idee zu den bereits laufenden Projekten handle. Konkrete Überlegungen dazu liegen derzeit aber nicht vor.

Laut Beamtenressort haben im Rahmen der Mobilitätsprojekte bisher rund 600 Mitarbeiter gewechselt. So gingen etwa Post- und Telekom-Bedienstete in das Innenministerium, in das Finanz- sowie das Justizministerium. Eingesetzt werden sie dort etwa zur Entlastung der Polizisten bei Verwaltungstätigkeiten oder als Assistenzpersonal in der Justiz. (APA/red, derStandard.at, 8.8.2012)