Kabul - Erstmals seit fünf Jahren ist nach Angaben der UNO die Zahl der in Afghanistan getöteten Zivilisten zurückgegangen. Im ersten Halbjahr 2012 habe es knapp 3.100 tote und verletzte zivile Opfer gegeben, was einem Rückgang von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspreche, teilten die Vereinten Nationen am Mittwoch mit.

Der von der UNO-Mission in Afghanistan (UNAMA) veröffentlichten Studie zufolge wurden zwischen Anfang Jänner und Ende Juni 1.145 Zivilisten getötet und 1954 weitere wurden verletzt. Zwischen Jänner und Juni 2011 waren es demnach 1.510 getötete und 2.144 verletzte Zivilisten. Der Mission zufolge waren radikalislamische Aufständische für 80 Prozent der zivilen Opfer verantwortlich. Auf das Konto der NATO-Truppe ISAF gingen zehn Prozent der Verluste, die restlichen Opfer waren demnach nicht eindeutig zuzuordnen.

Aufständische geschwächt

Die UNO führte den Rückgang der Zahl ziviler Opfer auf eine Schwächung der Aufständischen sowie auf die Witterungsbedingungen zurück. Interne Streitigkeiten zwischen Taliban-Gruppen seien ebenfalls eine "mögliche" Erklärung. Demgegenüber beklagte der Bericht, dass die gezielten Tötungen von Afghanen, die mutmaßlich das Ausland unterstützten oder für ausländische Firmen arbeiteten, um 53 Prozent gestiegen seien.

Der Internetseite icasualties.org zufolge sank jüngst auch die Zahl der getöteten ISAF-Soldaten. Die Seite verzeichnete zwischen Jänner und Juni 2012 insgesamt 220 getötete Truppenmitglieder, im Vorjahreszeitraum wurden demnach 282 ausländische Soldaten getötet. Von den rund 352.000 afghanischen Sicherheitskräften wurden zwischen April und Juli 853 getötet, während im selben Zeitraum 165 ISAF-Soldaten getötet wurden. Die derzeit rund 130.000 ISAF-Soldaten sollen bis Ende 2014 weitgehend abgezogen werden.

Am Mittwoch wurden bei einem Doppelanschlag im Osten des Landes laut ISAF drei NATO-Soldaten getötet. Nach Angaben der Polizei in der Provinz Kunar griffen zwei Selbstmordattentäter mit Sprengwesten in der Provinzhauptstadt Asad Abad eine Gruppe von US-Soldaten an. Dabei seien drei der US-Soldaten und ein Afghane getötet worden. (APA, 8.8.2012)