Olympia im Fernsehen - daran könnte man sich gewöhnen. Den ganzen langen lieben Tag unterhält dieses wunderbare Paralleluniversum mit den herrlichsten Ausformungen körperlicher Messfähigkeit. Man nehme zum Beispiel die zuvor unbekannte Disziplin Moderner Fünfkampf, bestehend aus Pistolenschießen, Degenfechten, Schwimmen, Springreiten und Crosslauf - mehr Abwechslung geht echt nicht! Dass die Briten das fairste Publikum der Welt sind, war von vornherein klar.
Dem ORF ist in dieser Fülle ein gutes, sogar sehr gutes Zeugnis auszustellen. Die Kommentatoren sind gründlich vorbereitet und versorgen kundige wie unkundige Olympiaschauer. Den Ton treffen sie so gut wie immer richtig - sachlich, wenn sich gerade nichts tut, mit aufgeregtem Gebrüll, wenn es zur Entscheidung geht. Dass noch keine Österreicherin, kein Österreicher es zu einer Medaille schaffte, ist natürlich, wenn schon nicht aus patriotischer Sicht, so doch aus Mitgefühl für die Athleten zu bedauern. Der ORF-Übertragung tut die Abwesenheit von heimischem Heldengetöse aber gar nicht schlecht, öffnet sich doch der Horizont auf den internationalen Charakter der Spiele.
Als echter Gewinn erweisen sich die Ko-Kommentatoren. Die Laufbewerbe bereichert der ehemalige Langstreckenläufer Michael Buchleitner mit viel Fachverstand. Beim Schwimmen bewies Mirna Jukic ihr Talent zu feiner Analyse und Schlagfertigkeit, die etwa zu einer entspannten Schlussfolgerung beim heiklen Thema Lulu im Wasserbecken ("Noch hat keiner Schaden daran genommen.") führte.
Mehr von diesem britischen Stil wäre wünschenswert - nicht nur bei Olympia. (Doris Priesching, DER STANDARD, 9.8.2012)