Wien - Es war das zweiterfolgreichste Volksbegehren Österreichs. 1,225. 790 Millionen Unterstützer unterschrieben im April 1997 das Volksbegehren gegen Gentechnik. Im Gegensatz zur erfolgreichsten Initiative - das Wiener Konferenzzentrum wurde trotz 1,36 Millionen Unterschriften dagegen dennoch gebaut - wurde den Forderungen auch stattgegeben.
Das Verbot der Produktion, des Imports und des Verkaufs gentechnisch veränderter Lebensmittel wurde gesetzlich verankert. Auch 15 Jahre nach dem Volksbegehren lehnt der überwiegende Großteil der Österreicher gentechnisch veränderte Lebensmittel ab. Dass sie längst Tiere essen, die auch hierzulande ganz legal mit transgenem Mais oder Soja aus dem Ausland gefüttert werden dürfen, wissen die wenigsten.
Importierte Futtermittel
Rund 450.000 Tonnen Soja-Schrot oder Soja-Presskuchen werden jährlich nach Österreich importiert. Geschätzte 80 Prozent davon sind gentechnisch veränderte Futtermittel oder durch die Verwendung von verunreinigtem landwirtschaftlichen Gerät mit Gentech-Futter in Berührung geraten. "Wir haben ein Ama-Gütesiegel, das die Verwendung dieses Futtermittels von heimischen Landwirten nicht explizit ausweist. Das ist nicht gut", sagt Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen, dem Standard. "Umweltminister Berlakovich legt die Hände in den Schoß und sagt: 'Österreich ist gentechnikfrei.' Das stimmt nicht. Die Futtermittelfrage ist nicht geklärt."
Laut Dagmar Urban, Gentechnikexpertin von Greenpeace, hat die Milchwirtschaft 2010 auf gentechnikfreie Futtermittel umgestellt. Das wird durch das Label des privaten Vereins Arge Gentechnik-frei garantiert. Auch viele Geflügelfleischproduzenten haben umgestellt. Schlecht sieht es bei Schweinefleisch aus. Pirklhuber: "Natürlich steht auf der Futter- mittel-Packung der Hinweis auf Gentechnik. Nur: Welcher Konsument kauft Futtermittel?" (David Krutzler, DER STANDARD, 9.8.2012)