Belgrad - Der erste große Korruptionsfall, mit dem sich die neue serbische Regierung befasst, wirft ein schiefes Licht auch auf den in der Vorwoche zurückgetretenen Notenbank-Gouverneur Dejan Soskic werfen. Es geht um die im Mai in Konkurs gegangene Belgrader "Agrobanka", die durch nicht abgesicherte Kredite einen Schaden von umgerechnet 300 Mio. Euro erlitten haben soll. Die Bankführung, darunter der frühere Bankchef Dusan Antonic, ist am Mittwochabend festgenommen worden. Die Festnahme von Antonic, der fliehen wollte, erfolgte erst am späten Abend an einem Grenzübergang zu Bosnien.

Laut Finanzminister Mladjan Dinkic soll nun untersucht werden, ob der frühere Notenbank-Chef Soskic und seine Stellvertreterin Mira Eric Jovic die Regierung des ehemaligen Ministerpräsidenten Mirko Cvetkovic rechtzeitig auf die Geschehnisse in der Bank aufmerksam gemacht hatten. Dinkic zufolge hatte die Bank noch Mitte 2011 einen Gewinn von 7 Mio. Euro gemeldet. "Es gilt festzustellen, wie die Verluste entstanden sind", wurde Dinkic heute, Donnerstag, von Belgrader Medien zitiert.

Antonic hatte vor zwei Tagen gegenüber dem Sender "B-92" bestätigt, dass er 2010 eine Erfolgsprämie von 600.000 Euro kassiert habe. Unter Berufung auf den Staatsanwalt für Organisierte Kriminalität, Miljko Radisavljevic, spekulieren Belgrader Medien unterdessen, dass die Bankverluste zum Teil auch von Krediten an einen Sohn des früheren Bankchefs herstammen dürften. Milan Antonic soll nämlich der Inhaber von zwei Firmen sein, die von der Bank Kredite im Wert von 530 Mio. Dinar (4,5 Mio. Euro) erhalten haben und sie nicht zurückbezahlen konnten. (APA, 9.8.2012)