Von massivem Halo dunkler Materie umgeben: Die Simulation der Milchstrasse in hoher Auflösung wurde als Test für die neue Massen-Messtechnik verwendet.

Foto: UZH

Zürich - Ein internationales Astronomenteam unter Zürcher Leitung hat in der Nähe der Sonne unerwartet viel dunkle Materie gefunden. Ihre Ergebnisse stimmen mit der Theorie überein, wonach ein massiver Ring dunkler Materie unsere Galaxie umgibt, wie die Universität Zürich am Donnerstag mitteilte.

Der Schweizer Astronom Fritz Zwicky berechnete in den 1930er Jahren, dass Galaxienhaufen viel mehr Masse haben müssten als die der sichtbaren Objekte, damit sie nicht auseinanderdriften. Auch rings um die Sonne "fehlte" Materie, beobachteten andere Astronomen. Zwicky mutmasste, dass eine unsichtbare "dunkle Materie" diese Masse liefert.

Doch die genaue Menge dieser dunklen Materie blieb schleierhaft. Für Verwirrung sorgten im vergangenen Jahr neue Daten, mit denen plötzlich weit weniger dunkle Materie gefunden wurde als zuvor. Die Astronomen schrieben dies letztlich ungenauen Analyse- und Simulationsmethoden zu.

Scheibe aus dunkler Materie rings um Milchstraße?

Nun hat ein internationales Team unter der Leitung der Universität Zürich und mit Beteiligung der ETH Zürich die Menge der Materie in Sonnennähe mit einer neuen Simulation von 2000 Zwergsternen neu vermessen. Dabei haben die Forscher einen großen Anteil an unsichtbarer dunkler Materie nachgewiesen, wie sie in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" berichten.

"Wir sind zu 99 Prozent sicher, dass es dunkle Materie in Sonnennähe gibt. Mit 90-prozentiger Sicherheit finden wir sogar mehr dunkle Materie als erwartet", zitierte die Mitteilung Hauptautorin Silvia Garbari.

Bestätigen zukünftige Daten diesen hohen Wert, könnte das den ersten Beweis für eine Scheibe aus dunkler Materie rings um unsere Galaxie liefern, die kürzlich von Simulationen der Galaxienentstehung vorhergesagt wurde, folgert die Forscherin.

Nachweisbar

Viele Physiker gehen davon aus, dass dunkle Materie aus einem neuen Elementarteilchen besteht, das nur sehr schwach mit normaler Materie interagiert. Sollte das zutreffen, dann müsste es möglich sein, dieses Teilchen in Experimenten zu beobachten. Dafür sei aber die genaue Bestimmung der lokalen Dichte von dunkler Materie unerlässlich. (APA, 9.8.2012)