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Ob dieser Fan ebenfalls Aktien kaufen will?

Foto: ap/john super

New York - Manchester United ist bei weitem nicht so wertvoll wie gedacht. Der englische Fußball-Rekordmeister musste bei seinem US-Börsengang die Anleger mit einem Abschlag zum Kauf seiner Anteile überreden und hat deshalb 50 Mio. Dollar (40,6 Mio. Euro) weniger eingenommen als erhofft. Für den Club ist das ein herber Rückschlag - mit dem Geld sollten Schulden getilgt und neue Spieler gekauft werden.

Die Aktien werden am Freitag an der New York Stock Exchange lediglich zu einem Preis von 14 Dollar anstatt der angepeilten 16 bis 20 Dollar ausgegeben. Damit bringt der größte Börsengang eines Sportvereins mit 233,2 Mio. Dollar rund 100 Mio. Dollar weniger ein als erhofft. Das Geld muss sich der Verein mit seinen Besitzern teilen, der US-Milliardärs-Familie Glazer. Gemessen am Aktienpreis ist ManU insgesamt 2,3 Mrd. Dollar wert und damit eine Milliarde weniger als es die Glazers erhofft hatten.

Die hohen Preisvorstellungen der in Großbritannien äußerst unbeliebten Familie hatten schon im Vorfeld des Börsengangs für Unruhe gesorgt. Der Club blies ein zuvor in Singapur geplantes Börsendebüt ab, und die Investmentbank Morgan Stanley verließ - auch wegen eines Streits über die Bewertung - in einem in der Branche äußerst ungewöhnlichen Schritt den Kreis der federführenden Banken. Viele Finanzprofis halten selbst den jetzt festgelegten Preis der Aktien für zu hoch. "Ich bin überrascht, dass der Abschlag nicht noch höher ausfiel. Unser Preis wäre zehn Dollar gewesen", erklärte Morningstar-Analyst Ken Perkins. Für Anleger bedeute der Kauf der Aktien ein hohes Risiko, erklärte er.

Werben um Van Persie

Die Milliardärs-Familie hat dem einst schuldenfreien Club mit der Übernahme im Jahr 2005 hohe Verbindlichkeiten aufgebürdet. Der Schuldenberg belief sich zuletzt auf 437 Mio. Pfund oder umgerechnet rund 680 Mio. Dollar. Zahlreiche ManU-Fans werfen den Glazers, die in ihrer Heimat auch das Football-Team Tampa Bay Buccaneers unter ihren Fittichen haben, deswegen vor, zum eigenen Vorteil die Finanzkraft des Clubs geschwächt zu haben. Investitionen in neue Spieler zur Stärkung der Mannschaft seien deswegen kaum möglich gewesen. Dieser Unmut dürfte auch gegen einen Börsengang in London gesprochen haben.

Der 19-malige englische Meister hatte in der vergangenen Saison den Titel an den Lokalrivalen Manchester City verloren und war in der Champions League früh ausgeschieden. Derzeit bemüht sich ManU, den niederländischen Stürmer Robin van Persie vom Rivalen Arsenal abzuwerben - Medienberichten zufolge hat der Club 15 Mio. Pfund (rund 19 Mio. Euro) für van Persie geboten.

Beim Börsengang der World Wrestling Federation beliefen sich die Einnahmen 1999 auf 190 Mio. Dollar. Der Fußballclub Juventus Turin nahm 2001 rund 128 Mio. Dollar ein, Borussia Dortmund 2000 etwa 125 Mio. Dollar. (APA/Reuters, 10.8.2012)