Berlin - Vermuten Eltern, dass ihr Kind unter einer Essstörung leidet, dann lohnt es sich vor einem Gespräch mit dem Nachwuchs, Informationen über die Erkrankung einzuholen, berichtet der deutsche Online-Reportagedienst humannews. „Je besser Eltern aufgeklärt sind, desto besser können sie ihr Kind verstehen und auf es zugehen. Denn im Umgang mit der Erkrankung können Fehler gemacht werden, die das Kind weiter unter Druck setzen und die Situation verschärfen. Eltern müssen sich außerdem darüber klar werden, dass sie nicht die Ursache der Erkrankung sind, sondern eine wichtige Ressource, damit das Kind die Krankheit überwinden kann", betont Ingo Spitczok von Brisinski vom Vorstand des Berufsverbands für Kinder‐ und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e. V. (BKJPP).

„Wichtig ist es, das Kind zunächst zu entlasten und ihm zu zeigen, dass man großes Interesse daran hat, seine Sicht der Dinge zu verstehen. Ebenso sollte man verdeutlichen, dass man das Kind liebt, unabhängig davon wie es sich gerade verhält und ob es isst", so der Experte. Für die Aufklärung über die Erkrankung empfiehlt er professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und ein Beratungsgespräch bei einem Kinder‐ und Jugendpsychiater wahrzunehmen. Der Facharzt informiert auch über therapeutische Möglichkeiten.

Keine Diskussionen

Für die Eltern gilt es jedenfalls Diskussionen um Essen, Kalorien und Körpermaße zu vermeiden. Ebenso wenig sinnvoll ist es auf Aussehen oder die Figur des Betroffenen einzugehen. „Sie sollten ihr Kind nicht dafür loben, dass es zugenommen oder gut gegessen hat, denn es könnte sich daraufhin wieder Selbstvorwürfe machen", ergänzt Spitczok von Brisinski und rät zu Geduld.

Gut ist, das Kind und sich selbst immer wieder zu motivieren, die Erkrankung zu überwinden, denn die Behandlung einer Essstörung kann langwierig sein. Zunächst liegt der Fokus auf der Stabilisierung des Gewichts und der Normalisierung des Essverhaltens. „Gegebenenfalls werden auch Begleiterkrankungen behandelt, wie eine soziale Phobie, Zwangserkrankungen oder eine Depression, die parallel vorliegen können", fügt Spitczok von Brisinski hinzu. (red, 10.8.2012)