Feldkirch - Bereits der Name seiner ersten Band verdeutlichte eine gewisse Neigung zur Deutlichkeit: Der Formation Shithaus war zwar nur ein kurzes Leben beschieden, aber schon mit der folgenden, mit Pussy Galore, machte Jon Spencer der Welt seine Mission deutlich. Er wollte den Rock 'n' Roll wieder dem Beelzebub zurückgeben, am liebsten höchstpersönlich.
Dieses Anliegen am erfolgreichsten vermittelt hat er mit der Band Jon Spencer Blues Explosion. Die Verheißungen "Blues" und "Explosion" realisierte dieser von New York aus operierende Dreier mit zwei Stromgitarren und einem Schlagzeug.
In den 1990er-Jahren gelang der Blues Explosion im Windschatten des gerade beginnenden Alternative-Music-Booms eine für eine so extreme Band erstaunliche Karriere.
Hilfreich war, dass Spencer als hübscher Posterboy und seine ebenso hübsche Modell-Frau Christina ein gefährlich verruchtes Pärchen abgaben, das auch jene anziehend fanden, die mit den Wiederbelebungsversuchen des Blues mit den Hilfsmitteln der Brutalität und des Urschreis wenig anfangen konnten.
Nachdem Spencer die Band irgendwann in den Nullerjahren auf Eis gelegt und sich zahlreichen anderen Projekten wie Heavy Trash gewidmet hat, gilt die Blues Explosion nun seit einigen Jahren als wiederbelebt; im September erscheint gar ein neues Album: Meat + Bone.
Anlass war, laut Spencer, dass die Band wieder zu ihrer alten Aggressivität gefunden hätte. Was das heißt, kann man sich in der Poolbar in Feldkirch anhören.
Am Samstag gastieren Jon Spencer, Judah Bauer und Russell Sims beim laufenden Poolbar-Festival. Ob sie neues Material geben, bleibt offen. Die übliche Achterbahnfahrt durch alte Songs wie Heavy, Bellbottoms oder Fuck Shit Up tut's zur Not auch. Dass die Band zwischen den Songs so gut wie keine Pausen macht, verdeutlicht deren Dringlichkeit umso mehr. (Karl Fluch, DER STANDARD, 11./12..8.2012)