Eigentlich sind hohe Nahrungsmittelpreise gut und richtig. Sie animieren zu den dringend notwendigen Investitionen in die Landwirtschaft - insbesondere in der südlichen Hemisphäre. Und sie bringen die Bauern dazu, ihre Produktion auszuweiten.
Trotzdem ist der Aufschrei groß, wenn es zu Missernten kommt: Hohe Lebensmittelpreise verschärfen die Kluft zwischen Arm und Reich. Wenn jemand sowieso schon einen Gutteil seines Einkommens für Ernährung ausgeben muss, führen Preiserhöhungen schnell in Hungersnöte. 2007/08 haben die explodierende Kosten für das tägliche Brot Menschen weltweit auf die Straßen getrieben.
Da erscheint der UN-Appell, die USA möge doch ihre mittlerweile enorme Agrarspritproduktion zumindest zeitweise zurückfahren, nur logisch. Selbst wirtschaftsnahe Thinktanks bestreiten nicht mehr, dass die enormen Mengen an Getreide, die mittlerweile verspritet werden, auf irgendeinem Teller irgendwo in der Welt fehlen.
Niemand will eine Situation wie vor ein paar Jahren. Tatsächlich sind die Lager besser bestückt als damals. Allerdings wurden kaum die Problemkreise angegangen, die auch wichtig wären, um extreme Preisausschläge nach Dürren hintanzuhalten: Regeln für die Spekulation mit Lebensmitteln fehlen nach wie vor. Weiterhin werden täglich viele Tonnen weggeschmissen. Das Agrarwesen in vielen armen Ländern ist unmodern und unproduktiv. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 11.8.2012)