Rom - Die italienische Lowcost-Gesellschaft Wind Jet steht einen Schritt vor der Pleite. Nachdem Verhandlungen mit dem Ex-Monopolisten Alitalia für die Übernahme des maroden Billigfliegers platzten, droht Wind Jet jetzt die Insolvenz. 300.000 Passagieren, die Flugtickets der Airlines gekauft hatten, droht die Strandung, warnte der Präsident von Italiens ziviler Luftfahrtbehörde Enac, Vito Riggio am Samstag. "Wind Jet weiß genau, dass sie nicht mehr in der Lage ist, für ihre Kosten aufzukommen. Die Lage ist dramatisch, sowohl für die Passagiere, als auch für die 500 Mitarbeiter des Unternehmen", sagte Riggio.

Seit Sonntagvormittag fliegen die Maschinen der maroden Gesellschaft tatsächlich nicht mehr. Hunderte Passagiere, darunter 200 Israelis, saßen auf dem römischen Flughafen Fiumicino fest. Sie mussten die Nacht auf Sitzen verbringen. Die Passagiere suchten hektisch nach anderen Fluggesellschaften, um ans Ziel zu kommen.

Verzicht auf die Übernahme

Uneinigkeiten über den Kaufpreis führten Alitalia-Chef Andrea Ragnetti kürzlich zum Verzicht auf die geplante Übernahme Wind Jets. Auch die Kartellbehörde hatten Bedenken erhoben, da die Übernahme ihrer Ansicht nach die Konkurrenz auf neun nationalen Routen gefährdet hätte.

Wind Jet ist auf Flüge im süditalienischen Raum spezialisiert. Alitalia hatte im April bekanntgegeben, das gesamte Aktienpaket an der Airline übernehmen zu wollen. Die 2003 gegründete Wind Jet ist Italiens sechstgrößte Airline mit einem Anteil am heimischen Markt von 6,2 Prozent. Die Gesellschaft mit einer Flotte aus 12 Airbussen beförderte im vergangenen Jahr 2,8 Millionen Passagiere.

Dank der Fusion mit Wind Jet hätte Alitalia der zunehmenden Konkurrenz von Billigfliegern Stand halten wollen, die auf dem rentablen italienischen Markt stets wachsen. Alitalia hatte bereits 2008 die Fluggesellschaft Air One geschluckt. (APA, 11.8.2012)