Foto: StepMap.de

Bild nicht mehr verfügbar.

In den betroffenen Gebieten regiert die Verzweiflung, zu manchen Dörfern gibt es noch immer keinen Zugang.

Foto: Mehr News Agency, Mahsa Jamali/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Opfer des Erdbebens in Badsche Badsch.

Foto: dapd/Ruhollah Vahdati

Bild nicht mehr verfügbar.

Zerstörte Häuser in Varzeqan.

Foto: APA/EPA

Bild nicht mehr verfügbar.

Hilfskräfte bei den Bergungsarbeiten.

Foto: epa/ABEDIN TAHERKENAREH

Teheran - Die Zahl der Opfer der beiden schweren Erdbeben in der nordwestiranischen Provinz Ost-Aserbaidschan steigt weiter. Jüngsten offiziellen Angaben zufolge wurden 306 Menschen getötet, die meisten davon Frauen und Kinder, sagte Gesundheitsministerin Marsieh Wahid Dastdscherdi am Montag vor dem Parlament. 3.037 Personen seien verletzt worden. Von den 268 Toten, die in Leichenschauhäuser gebracht wurden, seien 219 Frauen oder Kinder und 49 Männer gewesen. Mehr als 2.000 der Verletzten seien vor Ort versorgt, die anderen in Krankenhäuser der Region gebracht worden, sagte die Ministerin.

Die Berichte aus einzelnen Ortschaften der Region ergeben zusammengenommen jedoch wesentlich höhere Zahlen. Moharam Foroghi, Bürgermeister von Warseghan, spricht von tausenden Toten rund um die Stadt. "Zwölf Dörfer sind völlig zerstört, jedes hatte 900 bis tausend Bewohner, von denen etwa 40 Prozent tot sind", sagt er. Ein Vertreter der Hilfsorganisation Roter Halbmond gibt zu, es sei schwierig, Helfer aus anderen Regionen in das Unglücksgebiet zu bringen.

600 Dörfer betroffen

In der Region nahe der Millionenstadt Täbris sei "die Hälfte der 600 Dörfer zu 40 bis hundert Prozent zerstört" worden, sagte der iranische Innenminister Mustafa Mohammed Nadschar im Staatsfernsehen. Die Such- und Rettungsarbeiten seien inzwischen eingestellt worden. Die Behörden konzentrierten sich nun auf "die Unterbringung und Versorgung von Überlebenden".

Das Hauptbeben der Stärke 6,2 und mehrere Nachbeben verwüsteten in der Region dutzende Dörfer. Einige davon wurden gänzlich dem Erdboden gleichgemacht. Allein in Badsche Badsch wurden nach Angaben von Einwohnern bisher 33 Leichen geborgen. Unbestätigten Berichten zufolge wurden etwa 60 Siedlungen von den Beben der Stärke 6 und 6,2 schwer beschädigt. Wie viele Menschen dort leben, war nicht bekannt. Die Menschen wurden mit Blick auf mögliche Nachbeben aufgerufen, im Freien zu übernachten. Bereits während des Bebens flüchteten viele Menschen aus ihren Häusern nach draußen.

US-Geologen gaben die Stärke der Beben sogar mit 6,3 und 6,4 an, die geologischen Verwerfungen ereigneten sich demnach in fast zehn Kilometern Tiefe.

Panik in Tabriz

Dem seismologischen Institut der Universität Teheran zufolge hatte das Hauptbeben, das sich um 14.23 Uhr MESZ ereignete, eine Stärke von 6,2. Das Epizentrum des Erdbebens lag den Angaben zufolge etwa 60 Kilometer von Tabriz entfernt. Nur elf Minuten nach dem ersten Beben ereignete sich demnach ein Nachbeben mit einer Stärke von 6,0. Das Erdbebengebiet ist rund 190 Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt, die Distanz zu den Grenzen Armeniens und Aserbaidschans beträgt 90 Kilometer.

Unter den 1,5 Millionen Einwohnern der Stadt Tabriz brach Panik aus. Laut den amtlichen Nachrichtenagenturen MEHR und FARS flohen viele Menschen aus ihren schwankenden Häusern ins Freie. Zudem brachen in Teilen der Region die Telefon- und Mobilfunknetze zusammen. Die Feuerwehr berichtete laut der Agentur ISNA von großflächigen Stromausfällen und dichtem Verkehr in Tabriz.

Ahar und Varzeghan am stärksten betroffen

Am stärksten betroffen waren die Städte Ahar und Varzeghan. Der Chef der Hilfsorganisation Roter Halbmond, Mahmoud Mozafar, sagte der Agentur MEHR, zu mehreren Dörfern gebe es keinen Zugang. Laut den Agenturen Irna und Mehr waren dutzende Rettungsteams unter anderem mit Hubschraubern und Hundestaffeln im Einsatz. Die Hilfsorganisation Roter Halbmond richtete in einem Stadion ein Notlager für 16.000 Menschen ein, wie Fars berichtete. Tausende Zelte wurden demnach bereitgestellt, außerdem Decken und Nahrungsmittel.

Mozafar sagte, es gebe teils telefonischen Kontakt zu den Einwohnern. Um die Menschen in den Dörfern zu erreichen, wurden Hubschrauber eingesetzt.

Im Iran gibt es häufig Erdbeben, weil dort mehrere tektonische Platten aufeinander treffen. Ein besonders schweres Beben ereignete sich im Dezember 2003. Damals kamen im Südosten des Landes 31.000 Menschen ums Leben. Bei einem Erbeben im Nordosten des Iran erst im Jänner wurden mehr als hundert Menschen verletzt.

USA boten Hilfe an

Das Weiße Haus hat nach den schweren Erdbeben vom Samstag dem Iran kondoliert und Unterstützung angeboten. "Das amerikanische Volk spricht dem iranischen Volk sein zutiefst empfundenes Beileid aus", hieß es in einer schriftlichen Erklärung von Sprecher Jay Carney. "Unsere Gedanken gelten den Angehörigen jener, die ihr Leben verloren haben, und wir wünschen den Verletzten eine rasche Genesung. Wir stehen bereit, in dieser schwierigen Zeit Hilfe zu leisten." (APA, 12.8.2012)