Game over! Österreich bleibt ohne Medaille bei den Spielen. Es braucht gar keinen Fußball, um zu beweisen, dass Rot-Weiß-Rot ein sportliches Entwicklungsland ist.

Die Ursachen für das Desaster sind eh bekannt: Gekürzte Turnstunden in Schulen, nur jeder fünfte Österreicher geht regelmäßig sporteln, ahnungslose Vereinsmeier und Funktionäre, politische Packelei in den Verbänden, eine ineffiziente Sportförderung.

Und zu allem Überfluss hat die Republik auch noch ein Mentalitäts-Problem. Vom „Liegestuhl-Land" war in den vergangen Tagen zu lesen. Österreich ist eines der reichsten Länder der Welt und die Menschen dementsprechend saturiert. Auch das ist ein gängiges Vorurteil und nur weil man es öfter wiederholt, wird es nicht weniger absurd. Der Chefredakteur eines großen Sport-Mediums hierzulande erwähnte in einem Gespräch vor kurzem, Österreich habe andere Probleme als Sport. Es gehe um die Oper, Alpen-Folkore und guten Wein. Athleten aus armen Ländern seien hungriger. Die Frage bleibt nur: Was treibt dann andere Nationen mit einem ebenfalls hohen Brutto-Sozialprodukt zu Höchstleistungen im Spitzensport?

Eine Diskussion, die ins Leere führt. Der Jammer der olympischen Spiele ist jedenfalls in direkten Zusammenhang mit dem Zustand der heimischen Leichtathletik zu bringen. Große Vorbilder gibt es keine, niemand interessiert sich dafür.
Dabei ist es genau das, was Kindern heute fehlt: eine athletische Grundausbildung - und zwar bereits im Volksschul-Alter. Lauf-, Sprung- und Koordinationsfähigkeiten sind die Grundvoraussetzung für alle großen Sportarten, die Leichtathletik als Allround-Sport könnte all das vermitteln. Eine Spezialisierung kann ich immer noch daneben oder in manchen Fällen auch später stattfinden.

In einer Welt des Sports, die immer schneller und athletischer wird, bräuchte es ein solides Fundament. Das würde freilich nicht nur auf der Laufbahn helfen. Nicht jeder große Wettkämpfer wird als großer Athlet geboren. (Florian Vetter, derStandard.at,12.8.2012)