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Traumhaftes Ende für Stephen Kiprotich.

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Schmerzhaftes Ende für Weidlinger.

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Die Spitzengruppe zu Beginn des Rennens bei Big Ben.

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London - In der Sekunde des Triumphes kniete Stephen Kiprotich auf dem Londoner Prachtboulevard The Mall nieder und küsste die ugandische Landesfahne: Der große Außenseiter hatte die hochfavorisierten Marathon-Stars aus Kenia düpiert und war mit dem letzten Leichtathletik-Gold der Spiele in die Fußstapfen des großen John Akii-Bua getreten.

40 Jahre nach dem Olympiasieg seines berühmten Landsmannes ber 400 m Hürden in Mnchen triumphierte der 23-Jährige in 2:08:01 Stunden sensationell vor Abel Kirui (2:08:27), dem Weltmeister von 2009 und 2011, sowie dessen kenianischem Landsmann Wilson Kiprotich (2:09:37), Gewinner des London-Marathons im April. Für das zentralafrikanische Land ist es erst der zweite Olympiasieg - vor Kiprotich hatte nur der 1997 gestorbene Akii-Bua Gold gewonnen.

"Uganda wird jetzt jubeln"

Stephen Kiprotich ist Nachfolger des 2011 ums Leben gekommenen Samuel Wanjiru, der 2008 in Peking gewonnen hatte. Es bleibt vorerst der einzige Marathon-Sieg der Läufer-Nation Kenia bei Olympischen Spielen. Dabei schien der zweite Erfolg programmiert: 2011 hatten Kenianer die ersten 20 Plätze der Weltrangliste belegt.

Bei schwülwarmem Wetter und Temperaturen um 27 Grad schlugen die Afrikaner am Sonntagmorgen in London ein hohes Tempo an und sprengten damit das Feld. Wilson Kiprotich, der nach seinem Triumph beim City-Marathon das London-Double angepeilt hatte, attackierte kurz nach der 10-km-Marke und hatte schnell 20 Sekunden Vorsprung herausgelaufen. 15 km vor dem Ziel beendete der Kenianer seinen Fluchtversuch, ließ sich wieder zu Namensvetter Stephen Kiprotich und Landsmann Kirui zurückfallen.

In der Schlussphase schien der Mann aus Uganda zu schwächeln, setzte dann aber fünf Kilometer vor dem Ziel zur entscheidenden Attacke an und ließ die verdutzten Kenianer förmlich stehen. Der neue Olympiasieger durfte bereits frühzeitig auf der Mall jubeln. Zum ersten Mal in der Geschichte der modernen Spiele endete ein Männer-Marathon nicht im Olympiastadion - 2004 in Athen lag das Ziel in der Arena von 1896.

Weidlinger mit gutem Start

Für Günther Weidlinger endete der vierte Olympiastart schmerzhaft und mit einem Abtransport im Rollstuhl ins Krankenhaus. Der Oberösterreicher lag bis Kilometer zehn gut im Rennen, ehe ihn ein Stich im rechten Fuß in die Knie zwang. Weidlinger erwischte einen guten Anfang. Nach fünf Kilometern lag er mit 15:37 Sekunden nur 14 Sekunden hinter der Spitze, nach zehn Kilometern waren es mit 31:32 gerade einmal 54. Bei Kilometer 13,3 wartete Lauf-Nationaltrainer Wilhelm Lilge dann vergeblich auf den 34-Jährigen. Weidlinger kam nicht. Das Fernsehen hatte ihn aber eingefangen: auf dem Boden liegend.

Der Athlet der Sportunion Neuhofen/Krems wurde zur Erstversorgung ins Medical Center im Start-Zielbereich des Marathons gebracht und danach zu genaueren Untersuchungen in die Poliklinik des olympischen Athletendorfes gefahren. Begleitet haben ihn der besorgt wirkende Trainer-Vater Heinrich Weidlinger und ÖOC-Arzt Alfred Engel.

"In einer 180-Grad-Ecke passiert"

"Es ist in einer 180-Grad-Ecke passiert, Günther hat einen Stich bekommen beim Übergang von der Achillessehne zum rechten Fersenbein", sagte ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber, der kurz mit dem völlig geknickten Weidlinger gesprochen hat. "Er ist absolut fertig. Es muss was Gravierendes sein", befürchtete Gruber. Weidlinger stützte im Rollstuhl sitzend den Kopf mit der linken Hand, im Gesicht spiegelten sich Schmerz und Enttäuschung. Es ist der gleiche Fuß, in dem sich Weidlinger im Juni 2001 bereits einmal einen Riss der rechten Achillessehne zugezogen hatte.

Der Marathon führte erst über eine kleine Schleife und dann drei große Runden. Ein Teil ist äußert winkelig und eckig, Kopfsteinpflaster erschwert die Aufgabe. "Ich habe schon bei der Streckenbesichtigung vor dem Lauf von Andrea Mayr gesagt, das ist mehr ein Marathon für die Augen als für die Beine", meinte Gruber, bekommt man auf den 42,195 Kilometern doch viele der Sehenswürdigkeiten geboten. Dass Weidlinger die Streckenbesichtigung ausgelassen hat, ist für Gruber kein Grund, dass nun etwas passiert ist. "Vier Stunden im Bus sitzen, nicht laufen dürfen, das ist absolut kein Muss, das lassen andere auch aus."  (sid/APA; 12.8.2012)

Leichtathletik Marathon: 1. Stephen Kiprotich (UGA) 2:08,01 Stunden - 2. Abel Kirui (KEN) 2:08,27 - 3. Wilson Kipsang Kiprotich (KEN) 2:09,37 - 4. Mebrahtom Keflezighi (USA) 2:11,06 - 5. Marilson Dos Santos (BRA) 2:11,10 - 6. Kentaro Nakamoto (JPN) 2:11,16 - 7. Cuthbert Nyasango (ZIM) 2:12,08 - 8. Paulo Roberto Paula (BRA) 2:12,17