Michael Benz als Hamlet im Gastspiel des Globe Theatre London.

Foto: Art Carnuntum

Carnuntum/Petronell - Für seinen Tournee-Hamlet hat das altehrwürdige Globe Theatre Schloss Helsingör auf ein zimmergroßes Holzpodest geschrumpft. Das ist nicht nur praktikabel, sondern ahmt auch die Bescheidenheit jener Ausstattungsformate nach, die zu Shakespeares Zeiten üblich waren. Und auch sonst steckt das gewitzte Gastspiel im Amphitheater von Carnuntum tief in der Patina eines naiven, aber doch neckischen Deklamationstheaters.

Das Publikum hat es gemütlich. Dieses sitzt in einem über das Amphitheater gestülpten Glashaus (aus Plastik) auf roten Samtstühlen. Das hat mit einer Freiluftbühne nicht mehr viel gemein. Doch wer möchte sich da schon beschweren?

Die dicken Wollstrümpfe, die Ophelia, Polonius, Laertes & Co tragen, mögen sie vor den eisigen Herzen der Regenten nicht bewahren: Claudius erklimmt durch den Brudermord den Königsthron, er heiratet die eigene Schwägerin und treibt damit den ihm so zugefallenen "Sohn", Prinz Hamlet, in den wiederum tödlichen Wahn.

Mit gauklerhaften Klängen spenden die Regisseure Bill Buckhurst und Dominic Dromgoole (künstlerischer Leiter des Globe) immer wieder Trost. Witze werden aufgefrischt wie etwa die Namen Rosenblitz und Guggenheim (statt Rosenkranz und Güldenstern). Doch unverkennbar ist: So viel Folklore passt am besten ins Touristenprogramm. (afze, DER STANDARD, 13.8.2012)