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Der Fisch kommt an Land und den Spielen abhanden. Michael Phelps holte heuer vier Goldene und zwei Silberne. 22 Medaillen insgesamt sind Rekord.

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Die Legende, die Usain Bolt jetzt ist, bleibt den Spielen vielleicht erhalten. Bolt wiederholte in London seinen Hattrick von Peking und ließ offen, ob er bis Rio de Janeiro 2016 weiterläuft.

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Michael Phelps und Usain Bolt. Wollte man es auf diese zwei Namen reduzieren, so hätte sich nicht viel getan seit Peking 2008. Zulässig wäre es, schließlich haben die beiden Superstars auch diesmal die größten und die meisten Geschichten geschrieben. Der 27-jährige US-Schwimmer hat nicht so wahnsinnig viel wie vor vier Jahren (acht Goldene), aber immerhin vier Gold- und zwei Silbermedaillen gewonnen. Insgesamt 22-mal Edelmetall hat auch noch niemand geschafft, Phelps nahm in London der sowjetischen Turnerin Larissa Latynina, die zwischen 1956 und 1964 insgesamt 18 Medaillen gewonnen hatte, den Rekord ab.

Bolt (25) hat Phelps noch in den Schatten gestellt, sein Sprint-Triple von Peking wiederholt. Mit der jamaikanischen Staffel setzte er in Weltrekordzeit (36,84) einen feinen Schlusspunkt. Im Ziel formte Bolt seine Hände auf dem Kopf zu einem "M", imitierte damit den sogenannten " Mobot", das Markenzeichen des Briten Mo Farah, der zuvor seinem Titel über 10.000 jenen über 5000 Meter hinzugefügt hatte. Farah (29) wurde bekreischt, Bolt wurde bekreischt. Als die Superstars nach ihren Siegerehrungen auf dem Podest zusammentrafen, bedankte sich Farah mit dem "Blitz", der Bolt-Pose, für dessen "Mobot" und schrie ins Mikrofon: " Usain Bolt ist eine Legende." Bolt selbst sieht das auch so. Im Gegensatz zu Phelps macht er weiter, vielleicht sogar bis Rio de Janeiro 2016.

Wie Bolt reist die US-Amerikanerin Allyson Felix mit drei Goldenen inklusive Staffelweltrekord heim, für die anderen zwei Weltrekorde in der Leichtathletik sorgten der Kenianer David Rudisha über 800 Meter und die Russin Jelena Laschmanowa im 20-km-Gehen. Im Gehen gab es allerdings auch den prominentesten Dopingfall in London. Allerdings war der Südtiroler Alex Schwazer, 2008 Olympiasieger über 50 Kilometer, schon am 30. Juli im Training positiv auf Epo getestet worden. Er bedauerte, gedopt zu haben, bedauerte wahrscheinlich auch, erwischt worden zu sein, und gab seinen Rücktritt bekannt.

Jetzt wird versilbert

Für die Superstars der Szene beginnt nun das große Abkassieren, das nächste Diamond League Meeting steht am Freitag in Stockholm auf dem Programm. Auch Österreichs Hürdensprinterin Beate Schrott, in London sensationell Achte und gestern Österreichs Fahnenträgerin bei der Schlussfeier, wird dabei sein. Bei den sogenannten Gugl Games in Linz (19./20. August) treten u. a. die britischen Olympiasieger Kirani James (400 m) und Greg Rutherford (Weitsprung) an, mit Schrott ist sowieso zu rechnen.

Begonnen hat, was man hierzulande unter Aufarbeitung versteht. ÖOC-Präsident Karl Stoss bilanzierte gestern im Österreich-Haus. Die Medaillenlosigkeit, die erste seit 1964 in Tokio, sei "schmerzlich", es gebe "nichts zu beschönigen". Mit 17 Top-Ten-Plätzen - die letzten gab's am Wochenende durch Thomas Daniel (6.) im Modernen Fünfkampf und Alexander Gehbauer (9.) im Mountainbiken - wurde Peking (30) klar verfehlt. Drei dieser dreißig Plätze waren 2008 überaus erfreulich, es gab Silber (Ludwig Paischer) und zweimal Bronze (Mirna Jukic, Violetta Oblinger-Peters).

Stoss kontra Darabos

Seit Tagen wickelt Stoss mit Sportminister Norbert Darabos, der das ÖOC im Standard-Interview als "Beschickungsagentur" bezeichnet hatte. Persönliche Differenzen stellte er zwar in Abrede, doch lancierte das ÖOC einen Konter gegen das Sportministerium. Dieses habe laut Stoss in den vergangenen eineinhalb Jahren fünf Millionen Euro in sein Spitzensportprojekt gesteckt, davon hätten aber nur 850.000 Euro die 70 heimischen Olympiasportler erreicht. In etwa dieselbe Summe sei für Marketing ausgegeben worden. Stoss: "Das könnte vielleicht effizienter verwendet werden." Der ÖOC-Präsident stellt sich vor, dass "die Sportförderung und die Förderung von Olympia-Athleten in eine Hand gelegt werden", und er stellt sich vor, dass es sich dabei um die ÖOC-Hand handelt. "Das wäre vernünftig." Wobei man "nicht in Selbstherrlichkeit versinken" wolle, sondern offen sei "für jede Art der Kritik, sachlicher Kritik".

Von Darabos' Vorschlag, den ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel im Sommersport zwecks Talentesichtung einzusetzen, hält Stoss wenig bis gar nichts. Zwar betonte er mehrfach seine Wertschätzung für Schröcksnadel, der schließlich auf sein Betreiben wieder ins ÖOC-Präsidium zurückgekehrt sei. Aber? "Aber der Wintersport ist ganz etwas anderes als der Sommersport." (Fritz Neumann aus London; DER STANDARD; 13.8.2012)