Genf - Ein syrischer UN-Diplomat ist zur Opposition übergelaufen. Der Erste Sekretär der syrischen UN-Mission in Genf Danny al-Baaj, der Damaskus im UNO-Menschenrechtsrat vertreten hatte, bestätigte am Montag entsprechende Angaben der Schweizer Tageszeitung "Le Temps". Er habe seinen Rücktritt am Freitag auf einer syrischen Website bekanntgemacht und dem Geschäftsträger Syriens in Genf mündlich mitgeteilt, sagte Al-Baaj.

Er habe schon vor einiger Zeit beschlossen, die Seite zu wechseln, erklärte er. Er sei seit einer gewissen Zeit in Kontakt mit einer syrischen Oppositionsgruppe. Die Situation in seinem Land sei immer schlimmer geworden. "Ich habe gespürt, dass ich meinem Land nicht mehr auf der Regierungsseite dienen kann", sagte Al-Baaj weiter.

Er hoffe, dass der Menschenrechtsrat weitere Maßnahmen beschließen und seine Arbeit mache zum Schutz der Menschenrechte in Syrien. Al-Baaj will sich in den kommenden Wochen entscheiden, wo er sich niederlassen werde. Jedenfalls werde er nicht in der Schweiz um Asyl ersuchen.

Al-Baaj ist einer der ersten syrischen Diplomaten in Europa, der die Seite wechselt. Vor drei Wochen sagte sich die syrische Botschafterin in Zypern, Lamia al Hariri, von Damaskus los. Sie reiste nach Katar. 

UNO-Beauftragte reist nach Syrien

Die für humanitäre Einsätze zuständige UNO-Beauftragte Valery Amos will in dieser Woche in Syrien über eine Ausweitung der Hilfsaktionen für die leidende Zivilbevölkerung beraten. Amos, die nach Angaben der Vereinten Nationen am Dienstag in das vom Bürgerkrieg zerrissene Land reisen soll, plant zudem einen Besuch bei syrischen Flüchtlingen im Libanon. Aus der syrischen Opposition wird unterdessen die Forderung nach einer Flugverbotszone über dem Land laut.

Zum Schutz der Rebellen sollten ferner international gesicherte Bereiche an den Grenzen zu Jordanien und der Türkei geschaffen werden, sagte der Chef des "Syrischen Nationalrats", Abdelbasset Sida, am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. Auch der Rebellenkommandant Abu Alaa trat für eine Flugverbotszone ein. Dies sei "wesentlich für die Fortführung unseres Kampfes". "Wir könnten mehr Gebiete unter unsere Kontrolle bringen, aber die Kampfjets des Regimes hindern uns mit ihren Bombardierungen daran", sagte er der Deutschen Presse-Agentur am Telefon.

Deutschland gegen Flugverbotszone

Deutschland lehnte eine Flugverbotszone über Syrien ab. "Wir glauben, dass die Diskussion über ein militärisches Eingreifen die Dinge eher erschweren könnte, da das die Gefahr eines regionalen Flächenbrandes heraufbeschwören könnte", sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Montag in Berlin. Eine Flugverbotszone über Libyen hatte die Aufständischen 2011 gegen Machthaber Muammar Gaddafi massiv unterstützt, da die NATO sie mit Kampfflugzeugen durchsetzte und auch Bodenziele angriff.

Zuvor hatte US-Außenministerin Hillary Clinton nach Gesprächen am Samstag in Istanbul mitgeteilt, dass ihr Land und die Türkei die Einrichtung einer Flugverbotszone über Syrien erwägen, um die syrischen Rebellen im Kampf gegen Präsident Bashar al-Assad zu unterstützen. (APA, 13.8.2012)